«Will & Harper» ist ein wunderbar einfacher Film. Und wahrscheinlich genau das, was die eingefahrene Debatte um Transmenschen braucht. Eine gradlinige, feinfühlige und humorvolle Dokumentation über Freundschaft, Vorurteile und Identität.
Harper Steele war fast sechs Jahrzehnte lang ein Mann. Erst während der Corona-Pandemie fasste sie den Mut, ihr Geschlecht anzupassen. Sie outete sich bei Familie und Freunden – unter anderem ihrem langjährigen Kollaborationspartner, Comedian Will Ferrell.
Weil vieles jetzt anders ist, machen sich die beiden auf einen Roadtrip durch die USA auf. Sie besuchen alte Freunde, Verwandte und Sportanlässe, schicke Restaurants und verrauchte Bars. Vielerorts fühlt sich Harper heute weniger wohl als früher. Und doch findet sie an den ungewöhnlichsten Orten Menschlichkeit und Verständnis.
Ferrell nimmt die Rolle des Unwissenden ein. Seine Fragen bewegen sich zwischen kindlicher Neugierde (wie fühlt es sich an, Brüste zu haben?) und aufrichtiger Sorge (wolltest du dir das Leben nehmen?). Fragen, die nur enge Freunde stellen dürfen. Dokumentarfilmer Josh Greenbaum schafft so Intimität und Zugänglichkeit. «Will & Harper» bleibt dabei meist leichtfüssig und fällt nur selten in Kitsch ab.
Der Film zeigt eine Realität, die den meisten Zuschauenden fremd ist. Gefangen im falschen Körper, der Kampf gegen Vorurteile oder das überwältigende Gefühl, endlich sich selbst sein zu dürfen. Das berührt. Ebenso stark wie die innige Freundschaft zwischen Will und Harper.
Harpers Geschichte steht nicht stellvertretend für alle Transfrauen. Dafür ist sie trotz aller Herausforderungen zu privilegiert. Doch «Will & Harper» macht das Trans-Erlebnis für jeden nachvollziehbar, unabhängig von politischen Positionen. Und das ist nötiger denn je.