She Said (2022)

Vergesst Superman und Batman, hier kommen richtige Heldinnen. «She Said» erzählt die wahre Geschichte von mutigen Frauen, die den übergriffigen Filmproduzenten Harvey Weinstein zu Fall gebracht haben. Mehr Medienkrimi als Gesellschaftsdrama, spannend erzählt, aber etwas simpel gestrickt.

Die Investigativjournalistin Megan Twohey (Carey Mulligan) hat soeben Missbrauchsvorwürfe gegen Donald Trump aufgedeckt. Genützt hat es wenig. Der grosse Aufschrei kam nicht, Trump ist jetzt Präsident der USA.

Nun kommt Kollegin Jodi Kantor (Zoe Kazan) mit einer neuen Story zu ihr. In Hollywood mache die Runde, der mächtige Filmproduzent Weinstein habe verschiedene Frauen sexuell missbraucht. «She Said» begleitet fortan die beiden Journalistinnen auf Recherche. Schnell tauchen sie in die abgründige Welt des Sexualstraftäters Weinstein ein: wegschauen statt anklagen, Schweigegeld statt Gerichtsverfahren.

She Said
Der Newsroom steht still.

Wie jeder moderne Film über Journalismus, bewegt sich auch «She Said» im Fahrwasser von «Die Unbestechlichen», der die Aufdeckung der Watergate-Affäre nacherzählt. Hartnäckige Recherche zahlt sich auch hier aus. Hinweis für Hinweis kommen die beiden Reporterinnen der Wahrheit näher, bis irgendwann die Beweislast so gross ist, dass sie ihre Story veröffentlichen können.

«She Said» konzentriert sich auf Frauen

Auf diesem Weg erhält der Zuschauer einen Einblick in die dunklen Seiten der Traumfabrik. Wenn Missbrauchsopfer ihre Geschichte erzählen, ist «She Said» besonders stark. Ihre Aussagen sind bestürzend und machen sehr wütend. Wie konnte Weinstein mit seinem widerlichen Verhalten so lange davonkommen?

«She Said» erzählt die Geschichte aus Frauenperspektive und konzentriert sich auf die Journalistinnen und die Opfer. Ihnen gibt die deutsche Filmemacherin Maria Schrader viel Raum. Das ist richtig und wichtig. Männer spielen nur eine untergeordnete Rolle. Selbst Antagonist Weinstein ist nur als Silhouette zu erkennen. Eine erfrischende Perspektive, aber mit blinden Flecken.

Das Ende kennen alle: Trailer zu «She Said»

Ausgerechnet inhaltlich gönnt sich der Film Schnitzer. «She Said» basiert auf der gleichnamigen Buchvorlage der beiden porträtierten Journalistinnen. Trotzdem wird die Recherche stark simplifiziert. Was eigentlich ein mühseliger Weg mit mehr Tiefen als Höhen war, kommt hier als abenteuerliche Schnitzeljagd daher. Zudem gelingt es dem Film nicht, die Dimension des Falls Weinstein in seiner Ganzheit zu erfassen. Das System der Wegschauer und Unterstützer wird gezeigt, aber nur oberflächlich behandelt.

Die Inszenierung ist unaufgeregt solide, das Schauspiel durchs Band gut. Nichts sticht heraus. Das ist auch unnötig. «She Said» ist trotz Schwächen ein sehr sehenswerter und vor allem wichtiger Film. Er hält die Erinnerung an den Fall Weinstein hoch und beweist, dass sich der Kampf für Gerechtigkeit lohnt. Für künftige Generationen ein gutes Eintrittstor in die #MeToo-Debatte.

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