The Batman (2022)

Düster waren die Batman-Filme schon oft, doch Filmemacher Matt Reeves übertrifft alles je Dagewesene. «The Batman» ist ein stockdunkler Thriller mit einem empathischen, aber fragilen Helden auf der Suche nach sich selbst.

In Gotham City hat es ein Serienmörder auf Prominenz aus Politik und Justiz abgesehen. Batman (Robert Pattinson) gelangt umgehend in Bredouille: Denn vor Ort hinterlässt der Killer Zeichenrätsel, die direkt an den dunklen Ritter adressiert sind.

Regisseur Reeves, der gemeinsam mit Peter Craig das Drehbuch verfasst hat, präsentiert einen jungen Batman. Die Flugkünste sind unausgereift, die Bestimmung noch nicht gefunden. Der Filmemacher zeigt den Helden menschlicher denn je: introvertiert, sanft und unsicher.

«The Batman» ist schwerer Stoff

Reeves hat die Superhelden-Saga in einen pessimistischen Albtraum verwandelt. Kalter Regen und flackerndes Kunstlicht sorgen für den Grundton. Wenn Batman dann aus dem Off zu den weichen, aber düsteren Bildern aus seinem Tagebuch liest, kommen sofort Erinnerungen an das Noir-Kino hoch. Im Kern ist «The Batman» denn auch eine Detektivgeschichte. Der Filmheld sucht Hinweise, verhört Bösewichte und Verdächtige. Der dunkle Ritter wird zum dunklen Ermittler.

Ein ungleiches Team: James Gordon (Jeffrey Wright) und Batman (Robert Pattinson)

Dabei hat sich Reeves offensichtlich von David Fincher inspirieren lassen. Ob Kulissen, Farbgebung oder Insert Shots: Die Referenzen an den Thriller-Grossmeister sind omnipräsent. Wenn Batman und Catwoman (Zoë Kravitz) nebeneinander die Skyline von Gotham City überblicken, ist das offensichtlich eine Hommage an «Fight Club». Nicht nur visuell erinnert «The Batman» an Fincher. Bei der Story wandelt der Film auf den Pfaden des moralistischen «Seven» und des verschachtelten «Zodiac». 

Das dürfte manche Kinobesucher irritieren. Anders als die «Dark Knight»-Trilogie gewichtet der neue Batman-Film Action weniger hoch. Gewiss gibt es gekonnt inszenierte Schiessereien, Verfolgungsjagden und Explosionen. Doch vielmehr stehen die Figuren und die Stadt im Vordergrund. Coole Sprüche – im Superhelden-Kosmos eigentlich Normalität – fehlen gänzlich. Witzig ist hier wenig. Dazu kommt eine lange Laufzeit und ein eher gemächliches Tempo. Alles macht «The Batman» zu einem ungewohnten und intensiven Batman-Erlebnis.

Stark besetzt bis in die Nebenrollen

Der Film profitiert von einem starken Cast. Pattinson ist für den sinnsuchenden Batman die perfekte Wahl. Auch Kravitz passt ideal für den Part der rastlosen Catwoman. Mit Jeffrey Wright, Paul Dano, John Turturro, Peter Sarsgaard und Colin Farrell sind auch die Nebenrollen hervorragend besetzt. Letzterer ist auf der Leinwand kaum zu erkennen.

Richtig toll ist der Score. Mal klassisch gotisch, mal treibend modern – aber immer untermalt er perfekt die Bilder auf der Leinwand. Selbst der todtraurige Nirvana-Klassiker «Something in the Way» fügt sich nahtlos ins Geschehen ein.

Doch auch Reeves Superhelden-Epos ist nicht ganz fehlerfrei. Stellenweise wirkt die Story ohne Fokus. Das liegt insbesondere daran, dass «The Batman» gleicht drei Antagonisten hat: Carmine Falcone, Pinguin und Riddler. Das sorgt für Abwechslung, macht sie aber etwas ungreifbar. Insgesamt wäre etwas mehr Tiefgang wünschenswert gewesen. Gerade Catwoman ist – mal wieder – zu blass geraten.

Und doch ist «The Batman» ein Highlight. Er ist Blockbuster, Superhelden-Streifen und Noir-Thriller in einem. Welcher Film kann das schon von sich behaupten?