«Fire of Love» ist der Gegenpol zum True-Crime-Trend, der in Streaming-Portalen derzeit überhandnimmt. Hier geht es nicht um wahre Verbrechen, sondern um wahre Liebe. Filmemacherin Sara Dosas Porträt zweier Vulkanologen ist herzlich, hypnotisch und philosophisch zugleich. Ein cineastischer Triumph.
Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte des französischen Ehepaars Katia und Maurice Krafft, das 1991 bei einem Unglück verstorben ist. Die beiden Wissenschaftler haben ihr Leben den Vulkanen verschrieben. Sie sind von Land zu Land gereist, um das faszinierende Naturphänomen zu studieren. Jedes Mal brachten sie eindrückliches Bildmaterial zurück.
Dosa hat in «Fire of Love» ausschliesslich Archivaufnahmen des Ehepaars verarbeitet. Nachträglich geführte Interviews – was bei Porträts von Verstorbenen üblich ist – gibt es hier nicht. Dadurch erzählt der Film die Lebensgeschichte der beiden Vulkanologen aus ihrer Perspektive und mit ihren eigenen Worten. So entsteht ein intimer Einblick in die Welt zweier Gleichgesinnter, die über die Natur zueinander gefunden haben.
Der Verzicht auf zusätzliches Material gibt «Fire of Love» einen eigenen Look. Die Aufnahmen im Kleinbildformat mit Körnung wirken aber nicht altbacken, sondern warm und hip. Dosas Porträt sieht aus, als wäre es direkt dem Kopf von Nostalgiker Wes Anderson entsprungen. Alte Chansons und sanfter französischer Elektropop untermalen das Geschehen perfekt.
«Fire of Love» mit beeindruckenden Bildern
Der Film verschmelzt zwei grosse Themen. Einerseits die Liebe zwischen den beiden Wissenschaftlern, andererseits die Vulkane, welche mächtiger als alles Menschliche sind. «Fire of Love» ist darum kein typischer Naturfilm mit Lernziel, bringt dem Zuschauer dennoch grundlegendes Wissen rüber.
Oft aber machen die beeindruckenden Aufnahmen von Maurice Krafft nur sprachlos. Wenn die rote Lava wie ein wilder Bach durch das Tal zieht, verdrängt die Faszination Angst und Gefahr. Da Krafft das Spektakel so nah gefilmt hat, sind hypnotische und surreal anmutende Bilder entstanden, die von einer fremden Welt scheinen. Krafft sah sich selbst nie als Filmemacher, und doch hat er mit seinen Naturaufnahmen Kunst erschaffen.
Aller Schönheit zum Trotz romantisiert «Fire of Love» die Naturgewalt nicht. Wie das Ehepaar in der Spätphase seiner Karriere, konzentriert sich auch die Filmemacherin irgendwann auf die katastrophalen Effekte der Feuerberge. Was die Kraffts faszinierte und antrieb, hat tausenden Menschen das Leben gekostet.
Wer kann, sollte sich den Dokumentarfilm im Kino ansehen. Die Aufnahmen von feuerroten Lava-Flüssen entfalten nur auf der Grossleinwand ihre volle Wirkung. Alternativ ist der Film jetzt auch auf Disney+ verfügbar. Dort ist er unter dem etwas holprigen Titel «Feurige Liebe» zu finden.