Von seiner «Mad Max»-Filmreihe ist Regisseur George Miller mit «Three Thousand Years of Longing» meilenweit entfernt. Sein jüngster Wurf ist kein dystopischer Action-Knaller, sondern ein herzerwärmendes Fantasy-Epos von und über grosse Erzähler, das gekonnt Mythologie und Geschichte vermischt. Kino zum Staunen – einiger Schwächen zum Trotz.
Literaturwissenschaftlerin Alithea Binnie (Tilda Swinton) ist eine zufriedene Einzelgängerin. Sie lebt ohne Mann und Kinder, ihre ganze Existenz dreht sich um Geschichten. Frischen Wind gibt es, als ein Dschinn (Idris Elba) in ihr Leben tritt. Anders als erwartet, will sie sich von ihm aber keine Wünsche erfüllen lassen. Stattdessen hört sie fasziniert seinen Geschichten zu.
Wie der Titel suggeriert, spielt «Three Thousand Years of Longing» über drei Jahrtausende. Der Dschinn erzählt von seiner Liebe zu Königin von Saba (10. Jahrhundert vor Christus) und dem Leben unter Prinz Mustafa (1515 bis 1553). Miller, der hier eine Kurzgeschichte von Schriftstellerin A. S. Byatt auf die Leinwand zaubert, wechselt ständig zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her.
Schnell zieht der Filmemacher sein Publikum in seine Zauberwelt hinein. Wie bei den «Mad Max»-Filmen erschafft Miller eine faszinierende und neuartige Welt, die mit kleinen Detailelementen voll gespickt ist. «Three Thousand Years of Longing» bewegt sich dabei spielerisch zwischen Abenteuer und Fantasy, ohne dass dabei der Humor auf der Strecke bleibt.
Brauchen wir Liebe?
Durch sein Konzept fühlt sich «Three Thousand Years of Longing» wie eine Sammlung von Kurzgeschichten an, die in ein Hauptnarrativ eingeflochten sind. Unweigerlich kommen Erinnerungen an Guillermo del Toros «Pans Labyrinth» und Tarsem Singhs «The Fall» hoch. Nicht nur ähneln sich die Filme vom Aufbau, auch stellen sie alle ganz grosse Fragen.
Miller erklärt dabei dem Zuschauer die Vergangenheit, damit er die Gegenwart versteht. So zumindest ist das Konzept. Tatsächlich sind die einzelnen Geschichten aber für die Handlung oft weniger relevant als sie sein wollen. Auch die Kernfrage des Films – brauchen wir Liebe? – handelt der Filmemacher schlussendlich etwas gar einfach ab.
Abzug gibt es auch für die computergenerierten Bilder. Obwohl stellenweise atemberaubend, wirken sie zu oft plastisch und unausgereift. Ein Problem, unter dem heutzutage aber auch über hundert Millionen Dollar teure Blockbuster-Produktionen leiden. Bei einem Film von Perfektionist George Miller enttäuschen solche Nachlässigkeiten dennoch. Das können auch gutes Schauspiel und ein starker Score nicht kompensieren.
Bisher hat «Three Thousand Years of Longing» an den Kinokassen enttäuscht. Nur knapp ein Zehntel seines Produktionsbudgets hat der Film bisher eingespielt. Wohl auch, weil das Werk trotz grosser Namen kaum beworben wird. Dabei spricht Regisseur Miller ein sehr breites Publikum an: alle über zwölf Jahre, die gerne gute Geschichten hören.