The Menu (2022)

Erst tischt uns Regisseur Mark Mylod Futter für die Lachmuskeln auf, dann zerrt er mit seinem Film an unseren Nerven. «The Menu» ist eine perfekt abgeschmeckte Satire über die Luxusgastronomie, welche grundlegende Fragen über Wertschätzung und die Klassengesellschaft stellt.

Eigentlich gehört Margot (Anya Taylor-Joy) nicht dazu. Sie sitzt am Tisch mit dem versnobten Foodie Tyler (Nicholas Hoult), der sie ins Restaurant von Starkoch Slowik (Ralph Fiennes) eingeladen hat.

1250 Dollar kostet das Menü pro Person. Entsprechend zahlungskräftige Gäste lockt der Event auf einer kleinen Insel an: Schauspieler, Jungunternehmer und eine berühmte Gastro-Kritikerin erhoffen sich einen exquisiten Abend. Bald aber müssen sie feststellen, dass Chefkoch Slowik nicht nur Essen auftischen will.

Er weiss alles besser: Tyler (Nicholas Hoult) und Margot (Anya Taylor-Joy)

«The Menu» beginnt als köstliche Satire auf die Luxusgastronomie, ein zugegeben einfaches Opfer. Überzeichnet und doch noch realistisch hochnäsig schwadroniert Angeber Tyler über Zubereitungsmethoden, Zutaten und deren Herkunft. Laute Lacher sind garantiert.

Erst Komödie, dann Thriller

Mit der Zeit wandelt sich der Film mehr und mehr zu einem irren, unberechenbaren Thriller, der zwischendurch mit stockdunklem Humor den Zuschauer neckt. Ummantelt wird alles von einer grossen Portion Gesellschaftskritik.

Im Grundsatz ist «The Menu» dem Cannes-Liebling «Triangle of Sadness» sehr ähnlich. Beide Filme nehmen die dekadente Elite aufs Korn. Allerdings versuchen Regisseur Mylod und seine Drehbuchautoren Will Tracy und Seth Reiss, hier dem Thema tatsächlich auf den Grund zu gehen. Sie wollen ihre Figuren nicht nur blossstellen, sondern auch erklären.

Schmeckt gut: Trailer zu «The Menu»

Das klappt meistens gut. Obwohl der Film irgendwann komplett überkocht, bleibt er in der Realität verankert. «The Menu» liefert trotz stereotypischen Figuren spannende Denkanstösse darüber, wie Superreiche (Koch-)Kunst für sich einnehmen, obwohl ihnen dafür das Wissen und die Leidenschaft fehlt. Man lebt so, weil man es kann.

Visuell ist das Werk des TV-Filmers Mylod unauffällig. Getragen wird es von einer frechen und überraschenden Story und hervorragendem Schauspiel. Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy spielt wie immer auf hohem Niveau. Nur Ralph Fiennes stiehlt ihr die Show. Als Antagonist wird der Brite häufig engagiert, doch so furchteinflössend und gleichzeitig nahbar spielte er zuletzt bei «Schindlers Liste». Selbst ein simples Klatschen lässt zusammenzucken.

«The Menu» ist gutes und frisches Futter für die Lachmuskeln. Ein starker Magen ist aber bei den späteren Gängen von Vorteil.

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