The Dead Don’t Hurt (2023)

Zu romantisch für einen Western, zu brutal für einen Liebesfilm. «The Dead Don’t Hurt» lässt sich schlecht zuordnen. Und doch ist die jüngste Regiearbeit von Multitalent Viggo Mortensen ein äusserst organischer Mix zweier unterschiedlicher Filmgenres. Einzig die verschachtelte Erzählweise scheint unnötig.

In den USA, Mitte des 19. Jahrhunderts, verliebt sich die selbstbewusste Blumenhändlerin Vivienne Le Coudy (Vicky Krieps) in den eigenwilligen Zimmermann Holger Olsen (Mortensen). Gemeinsam ziehen die beiden in ein kleines Haus fernab der Stadt. Die romantische Zweisamkeit endet abrupt, als Olsen in den Krieg zieht.

«The Dead Don’t Hurt» ist eindeutig Mortensens Film. Nicht nur führt er (zum zweiten Mal) Regie und spielt die Hauptrolle, auch stammen Drehbuch und Score aus seiner Feder. Skeptiker mögen jetzt die Nase rümpfen – zu Unrecht. Tatsächlich beherrscht der vor allem als Schauspieler bekannte Künstler praktisch alle Disziplinen des Filmemachens.

Lässt sich alles gefallen: Vivienne Le Coudy (Vicky Krieps)

Wie von einem Western erwartet, ist die Geschichte simpel, aber mit emotionaler Tiefe. Genreuntypisch ist hingegen der starke Fokus auf die weibliche Perspektive und eine mehrschichtige Frauenfigur in der Hauptrolle. «The Dead Don’t Hurt» ist erfrischend zeitgemäss, wirkt aber dabei nie verkrampft.

Starke Bilder, hinreissende Filmmusik

Die Regiearbeit besticht mit präzise ausgewählten, ruhigen Bildern. Besonders die hinreissenden Landschaftsaufnahmen überzeugen. Dem Geschehen auf der Leinwand verleiht ein melancholischer Score zusätzlichen Tiefgang, der jedoch nie in Kitsch abdriftet. Kino pur.

Höhepunkt des Films ist das Schauspiel. Besonders die Hauptdarsteller überzeugen: Krieps und Mortensen harmonieren als ungleiches Paar schlicht wunderbar. Diese zärtliche Liebe nimmt man ernst und fühlt mit. Verschmitzte Lächeln sorgen für Herzklopfen, bittere Tränen für Herzschmerz. Eben so, wie es sich für einen Liebesfilm gehört.

Störend sind einzig die ständigen Zeitsprünge. Der Filmemacher generiert damit zwar Spannung, macht «The Dead Don’t Hurt» aber unharmonischer. Ich hätte eine gradlinige Erzählung bevorzugt. Dieses Manko ist verkraftbar, da die Pluspunkte – allen voran die hinreissende Filmmusik und das zärtliche Zusammenspiel beider Hauptdarsteller – eindeutig überwiegen.

Viggo Mortensen mischt Western und Liebesfilm.

«The Dead Don’t Hurt» läuft ab August 2024 in Deutschland im Kino. Ein Startdatum für die Schweiz ist derzeit unbekannt.

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