Synchronic (2020)

Immer wieder gibt es kleine Science-Fiction-Perlen, die den Zuschauer nachhaltig verzaubern. «Synchronic» ist so eine. Und mit Jamie Dornan und Anthony Mackie in den Hauptrollen ist der Indie-Film sogar noch überraschend prominent besetzt.

Eine Nachtschicht im Krankenwagen ist hart. Die beiden Rettungssanitäter Steve (Mackie) und Dennis (Dornan) hetzen von Schwerverletzten zu Todesopfern. Sie sind am Anschlag. Hoffnungslose Fälle häufen sich. Bald schon merken sie, dass eine Designerdroge dafür verantwortlich ist. 

Eine bedrückend-bedrohliche Atmosphäre umhüllt den Film ab der ersten Minute. Schnell kommen Erinnerungen an Martin Scorseses «Bringing Out the Dead» auf, doch dann biegt «Synchronic» scharf ab. Aus dem düsteren Drogen-Drama wird ein faszinierendes Zeitreise-Puzzle.

Dennis (Jamie Dornan) und Steve (Anthony Mackie) kämpfen mit einer Designerdroge.

Bereits zum vierten Mal spannen die jungen Filmemacher Justin Benson und Aaron Moorhead zusammen. Das Resultat muss sich vor grossen Science-Fiction-Werken nicht verstecken. «Synchronic» behandelt weltumspannende, existenzialistische Fragen und liefert Denkanstösse und Antworten.

Starke Bilder in «Synchronic»

Anders als viele Zeitreise-Klassiker romantisieren die Regisseure die Vergangenheit nicht. Das liegt auch daran, dass kein Weisser, sondern ein Schwarzer in der Zeit zurückreist. Schade nur, wird Rassismus in der US-Geschichte nicht gründlicher behandelt. Denn im Kern lebt «Synchronic» – wie viele Genrevertreter auch – hauptsächlich von der kindlichen Faszination, mit heutigem Wissen in früheren Zeiten zu leben. 

Die Regisseure verstehen ihr Handwerk. Nahtlose Schnitte und künstlerische Bilder heben den Film von Science-Fiction-Einheitsware ab. Die starke Optik erinnert stellenweise an die Arbeit des Surreal-Meisters Panos Cosmatos, allerdings ohne dessen Unzulänglichkeiten. «Synchronic» ist ein Indie-Film, aber mainstreamtauglich.

Das Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren gefällt. Filmemacher Benson, der auch das Drehbuch verfasst hat, porträtiert zwei einfache, gutherzige Männer, die von fehlerfrei aber weit entfernt sind. Schnell fühlt der Zuschauer mit – auch Dank der souveränen Darbietungen von Mackie und Dornan.

Die Story treibt den Film zügig voran. Etwas mehr Zeit für die Charakterentwicklung hätte «Synchronic» allerdings gutgetan. 96 Minuten Spielzeit bei so einer komplexen Geschichte sind zu wenig. Abstriche gibt es auch in der Logik. Wer Erklärungen verlangt, wird enttäuscht. Dafür hält der Film über die ganze Spieldauer die Spannung aufrecht.

Trotz grossen Namen im Cast fliegt «Synchronic» bisher unter dem Radar. Noch. Es wäre nicht der erste Science-Fiction-Film, der erst Jahre nach dem Release die Fanherzen erobert.

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