Strange Way of Life (2023)

Es ist kein Geheimnis, dass Pedro Almodóvar beim queeren Western-Drama «Brokeback Mountain» nicht Regie führen wollte. Der Spanier begründete die Absage damals mit sprachlichen Hürden, doch eigentlich war ihm das Drehbuch zu brav. Mit «Strange Way of Life» hat er jetzt seinen eigenen Film um zwei schwule Cowboys inszeniert. Ein lustvoll gespielter Kurzfilm mit Telenovela-Ästhetik, erfrischend und herzerwärmend zugleich. Mehr Spielzeit wäre aber schön gewesen.

Sheriff Jake (Ethan Hawke) erhält von seinem früheren Partner Silva (Pedro Pascal) überraschend Besuch. Ein Vierteljahrhundert ist es her, seit sie sich zuletzt gesehen haben. Damals lebten sie für kurze Zeit auf einer Ranch zusammen. Umgehend wird klar, dass die Magie zwischen den beiden Männern nicht verschwunden ist. Nach einer gemeinsamen Nacht nennt Silva aber den wahren Grund für seine Rückkehr.

Strange Way of Life Pedro Pascal Pferd
Darf in keinem Western fehlen: Mann auf Pferd.

Zurückhaltung ist «Strange Way of Life» komplett fremd. Autorenfilmer Almodóvar reibt dem Zuschauer das Beziehungsdrama genüsslich in Ohren und Augen. Die Dialoge triefen vor Pathos und die tiefen Blicke beider Hauptfiguren sind immer einen Zacken zu intensiv. Dazu kommen knallbunte, oft flache Bilder und ein dramatischer Score mit Hang zum Kitsch. Schauplatz ist ein Grenzstädtchen namens Bitter Creek (dt. bitterer Bach).

Wüste und Pferde

Es sind die Stilmittel der Telenovela, mit denen der spanische Regisseur hier spielt. Aller Überstilisierung zum Trotz hat der Kurzfilm aber einen sehr menschlichen Kern. «Strange Way of Life» handelt von verdrängter Sehnsucht, verpassten Chancen und dem Traum nach einem anderen Leben. Universelle Themen, die nicht nur die Queer-Community ansprechen.

Die Macho-Kultur ist im Western omnipräsent. Genüsslich spielt der Film mit diesen Genre-Konventionen, ohne dabei jemals ins Lächerliche abzudriften. Mit seinen beiden schwulen Protagonisten erweitert er nur das enge Korsett des Cowboyfilms. Wie bei Sergio Leone kommt auch bei Almodóvar beim Anblick von Wüste, Pferden und Rumflaschen irgendwann die Sehnsucht nach simpleren Zeiten auf. Trotz Kleidern von Yves Saint Laurent.

Trailer zu «Strange Way of Life»

Das Schauspiel von Hawke und Pascal ist bezaubernd, ihre Harmonie auf der Grossleinwand schlicht perfekt. Egal, ob sie sich streiten oder lieben: es ist ein Genuss, der unverkrampften und lustvollen Darbietung der Hollywood-Stars zuzusehen. Nie kommt das Gefühl auf, es handle sich für die beiden nur um einen weiteren Schauspiel-Job.

Schwäche von «Strange Way of Life» ist die kurze Laufzeit von 31 Minuten. Obwohl Almodóvar bei seinem zweiten englischsprachigen Film zügig voranschreitet und einen klaren Fokus setzt, bleibt schlussendlich der unerfüllte Wunsch nach mehr. Eine zweite Hälfte der Geschichte existiere, sagte der Autorenfilmer in Interviews. Bleibt zu hoffen, dass er sie eines Tages auch verfilmt.

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