Smile (2022)

Das Ziel eines Horrorfilms ist immer, den Zuschauer in Schrecken zu versetzen. Niemand hat das dieses Jahr so gut geschafft wie «Smile» von Newcomer Parker Finn. Das Spielfilmdebüt lässt viele Genrefilme zu einem Spa-Besuch verkommen.

Das Unheil beginnt umgehend. Der Film ist kaum angelaufen, da wird Therapeutin Rose Cotter (Sosie Bacon) Zeugin eines grausamen Suizids. Mitten im Gespräch nimmt sich eine verstörte Patientin das Leben. Sie werde von einer lachenden Fratze verfolgt, sagt sie vorher noch. Und bald schon erlebt auch Rose schaurige Dinge.

Das Horrorgenre hat Finn mit «Smile» nicht neu erfunden. Angst und Schrecken in der Psychiatrie sind – genauso wie diese Wortwahl – abgestanden. Und doch ist der Film besonders furchteinflössend. Während meines Kinobesuchs hat der ganze Saal ständig nervös gekichert. Ein gutes Indiz dafür, dass der Horror funktioniert.

Kämpft mit Dämonen: Rose Cotter (Sosie Bacon)

Finn setzt auf unvorhersehbare Jumpscares, die er mit einem starken Sounddesign untermalt. Was «Smile» vor allem von typischen Genrevertretern unterscheidet, sind simple, aber richtig furchteinflössende Momente. Die Fratzen, die nach dem Tod ihrer Patientin nun auch Rose sieht, lassen beim Zuschauer den Puls hochschiessen. Auch weil der Filmemacher damit die ganze Leinwand füllt. Entkommen unmöglich.

«Smile» ist nicht fehlerfrei

Dazu kommt die Thematik an sich. Nicht nur handelt der Film von psychischen Erkrankungen, vielmehr ist er im Kern eine Allegorie dafür. Spätestens im grossen Finale macht dies Finn überdeutlich. Harter Tobak – Betroffene sollten sich den Kinobesuch gut überlegen.

Debutfilme sind selten fehlerfrei und «Smile» ist hier keine Ausnahme. Das fängt bei den eindimensionalen Protagonisten an. Das trifft insbesondere für die Nebenfiguren, aber auch für Rose zu. Viel Mitgefühl kommt so nicht auf.

Der Plot ist generisch, die Auflösung ebenfalls. Inhaltliche Überraschungen gibt es nicht, alles wirkt schon mal da gewesen. Auch hat Finn seine Handschrift noch nicht gefunden. Er kupfert ungeniert bei etablierten Grössen ab, viele Kamerafahrten und Einstellung sind altbekannt.

Trotzdem lacht «Smile» diese Probleme einfach weg. Denn Neuling Finn hat ein Gefühl für Horror wie nur wenige seiner Zunft. Wenn er dem Zuschauer Angst machen will, dann schafft er das auch. Garantiert.

Horrorfans sollten diesen Film sehen, vorzugsweise auf der Grossleinwand. Keine Innereien, kein Kunstblut und keine explodierenden Köpfe sind nötig, um die Nervenenden des Zuschauers anzuknabbern. Ein schreckliches Lachen reicht.

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