Scream (2022)

«Scream» ist ein Film von, über und für Horrorfans. Und er hat einiges über das Genre, den Zustand von Kino und Fankultur zu sagen. Der Überraschungseffekt bleibt aus, Spass macht der jüngste Teil der Slasher-Reihe auch ein Vierteljahrhundert nach dem ersten Teil dennoch. 

Die Story ist altbekannt. Im beschaulichen Städtchen Woodsborow treibt mal wieder ein maskierter Killer sein Unwesen. Auch wenn der Trailer anderes suggeriert: Im Zentrum steht nicht Sidney Prescott (Neve Campbell), sondern die Schwestern Sam und Tara Carpenter (Melissa Barrera und Jenna Ortega). Zum fünften Mal stellt sich die Frage, wer hinter der Geistermaske steht.

Dem Zeitgeist entsprechend heisst der Streifen nicht «Scream 5», sondern nur «Scream». Und wie zuletzt «Halloween» will der jüngste Spross der Filmreihe nicht bloss eine weitere Fortsetzung sein, sondern auch eine Wiederbelebung des Originals. Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett machen kein Geheimnis daraus, dass ihre Ideen nur aufgewärmt sind.

«Scream» spielt mit Klischees

Dass die Figuren in Filmklischees sattelfest sind, war immer schon ein Markenzeichen der «Scream»-Reihe. Der neuste Teil treibt das Konzept auf die Spitze. Die Protagonisten lästern ständig über blutleere Slasher, verbissene Fans und uninspirierte Fortsetzungen. 

Nicht im Zentrum: Neve Campbell und Courtney Cox.

Damit wird auch klar: Allem, was man dem Film vorwerfen könnte, sind sich die Macher bewusst. Egal, ob man das clever oder faul findet, dieser Meta-Humor funktioniert. Nur selten wirkt er aufgezwungen.

Wie die früheren Werke ist «Scream» voller Referenzen an Horrorfilme. Von Klassikern wie «Psycho» über «Black Christmas» bis hin zu «It Follows». Die grösste Würdigung gilt allerdings dem originalen «Scream» selbst. Ob Schauplätze, Musik oder Namen der Figuren: Die Filmemacher zollen dem modernen Horrorklassiker Tribut. 

So stossen während einer Party die Protagonisten auf ihren Kollegen Wes an. Gemeint ist zwar die Filmfigur, doch vielmehr ist es eine Liebeserklärung an den 2015 verstorbenen Horror-Meister Wes Craven, Regisseur und Mastermind hinter den ersten vier «Scream»-Streifen.

Und es lässt sich nicht von der Hand weisen: Craven fehlt. Seine Filme waren nicht immer Punktlandungen, doch immer konsequent durchgetaktet. Bettinelli-Olpin und Gillett machen einen guten Job, im zweiten Akt ist «Scream» allerdings langatmig und etwas orientierungslos.

Das Drehbuch stammt zum ersten Mal nicht von Kevin Williamson, was ebenfalls auffällt. Wo früher Herz war, ist heute Leere. Weder die Beziehung zwischen Dewey Riley (David Arquette) und Gale Weathers (Courteney Cox) noch das Drama um die beiden Schwestern lassen Emotionen aufkommen. 

Dafür funktioniert der dunkle Humor und überraschend explizite Horror. «Scream» versetzt zwar nicht in Schockstarre, lässt aber mit ein paar Jumpscares zusammenzucken. Und das klassische «Whodunit» sorgt auch 25 Jahre später noch für Spannung – selbst wenn die Neuinterpretation punkto Intensität dem Original hinterherhinkt. Das Endresultat ist kein Pflichtstoff, aber durch und durch gute Abendunterhaltung.

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