Prey (2022)

An «Predator»-Fortsetzungen sind schon Hollywood-Grössen gescheitert. Selbst Action-Legenden wie Shane Black und Robert Rodriguez schafften es nicht, das ausserirdische Filmmonster erfolgreich auf die Leinwand zurückzuholen. Mit «Prey» hat die Science-Fiction-Reihe endlich das Sequel bekommen, auf das die Fangemeinde seit 30 Jahren gewartet hat.

Regisseur und Co-Autor Dan Trachtenberg setzt dabei nicht nur beim Titel an. Anders als die Vorgängerfilme spielt sein Werk weder in der Gegenwart noch in der Zukunft, sondern zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Und im Zentrum stehen nicht kampferprobte Soldaten, sondern eine junge amerikanische Ureinwohnerin, die sich erst mal beweisen muss.

«Prey» handelt wie alle «Predator»-Filme von einem ungleichen Kampf. Allerdings ist die Ausgangslage dieses Mal noch aussichtsloser. Hatten die Figuren der vorherigen Filme automatische Waffen, kämpft die junge Naru (Amber Midthunder) mit Pfeil und Bogen gegen den technologisch weit überlegenen Predator.

Naru (Amber Midthunder) sucht den Predator
Hinter dir! Naru (Amber Midthunder) sucht den Predator.

Bevor «Prey» in den Horror abdriftet, kommen Erinnerungen an Abenteuerfilme wie «The Revenant» hoch. Löwen und Bären halten Naru und ihren Stamm auf Trab. Es dauert eine ganze Weile, bis sie realisieren, dass die wahre Gefahr nicht von dieser Welt stammt.

Prey ist mehr als Abenteuer-Horror

In doppeltem Sinne. Neben dem Predator machen auch europäische Eroberer den Ureinwohnern das Leben zur Hölle. Bald stellt sich die Frage, wer der schlimmere Eindringling ist: der ausserirdische Jäger oder die wild gewordenen Franzosen.

Die «Predator»-Filme waren seit jeher eine Mixtur aus verschiedenen Genres. Mit seiner Sozialkritik weitet «Prey» das Spektrum der Filmreihe aus. Elevated Horror, wie jüngst etwa der Meta-Schocker «Men», liefert Regisseur Trachtenberg dann aber doch nicht. Er konzentriert sich lieber auf Unterhaltung als Subtext.

Und das passt auch. Mit rund anderthalb Stunden Spielzeit fokussiert sich der jüngste «Predator»-Ableger aufs Wesentliche. Dabei nimmt er sich den Raum, um eine schlagkräftige Filmheldin aufzubauen, mit der sich viele junge Zuschauerinnen identifizieren können.

Als Popcorn-Kino funktioniert «Prey» bis zum Schluss. Für die Oberliga fehlen aber Feinschliff und Eigenständigkeit. Trachtenberg überzeugt mit imposanten Landschaftsaufnahmen und gut inszenierter Action. Gleichzeitig wünscht man sich bei den Bildern aus dem Computer – insbesondere den Tieren – mehr Detailliebe. Zudem ist die Geschichte trotz Genre-Mix zu generisch. Eine junge Frau, die alle von ihrem Können überzeugen muss, ist ein uraltes Filmklischee. Selbst dann, wenn man mit ihr mitfiebert.

Dennoch ist Trachtenbergs Science-Fiction-Abenteuer gelungen. Eine tolle, und mit Überzeugung gespielte Hauptfigur, abwechslungsreicher Wildnis-Nervenkitzel und eine bildstarke Inszenierung, machen «Prey» zu einem Höhepunkt in der «Predator»-Reihe. Schade eigentlich, bleibt ihm der Kinostart verwehrt.

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