No Sudden Move (2021)

Gangsterfilme und Steven Soderbergh – das hat bisher immer gut funktioniert. «No Sudden Move» macht hier keine Ausnahme. Mit seinem jüngsten Werk kehrt das Regie-Talent erfolgreich in vertraute Gewässer zurück. 

Detroit in den 50er Jahren: Die beiden Kleinkriminellen Curt Goynes (Don Cheadle) und Ronald Russo (Benicio Del Toro) werden für ein gemeinsames Ding engagiert. Wer ihr Auftraggeber ist, wissen sie nicht. Immerhin stimmt das Geld. Auf welchen Mist sie sich eingelassen haben merken sie erst, als es viel zu spät ist.

In mancher Hinsicht ist Soderberghs jüngster Streich das komplette Gegenteil seiner Ocean’s-Reihe. Zwar haben die Protagonisten auch hier einen Plan – doch der ist von der Schlaumeierei von Meisterdieb Danny Ocean weit entfernt.

Misstrauisch: Joe Finney (Jon Hamm)

«No Sudden Move» ist schnell als Regiearbeit von Soderbergh zu erkennen. Nicht nur des Stoffes wegen. Sofort ins Auge stechen erneut die typischen farbstarken Aufnahmen. Mal rot, mal blau, mal gelb. Was einst bei «Traffic» und «Ocean’s Eleven» cool aussah, sieht noch immer cool aus und sorgt für Atmosphäre. Warum also ändern?

«No Sudden Move» setzt auf Starpower

Jetzt wird es technisch: Der Filmemacher hat Kameraobjektive verwendet, die das Bild verzerren und hat sie auf einem zu grossen Bildsensor montiert um den Effekt zu verstärken. Soderbergh wollte damit die Optik vom Kino der 50er Jahre nachbilden. Mit Erfolg.

Noch cooler ist der Cast. Mit Del Toro und Cheadle sind zwei talentierte Weggefährten des Filmemachers in den Hauptrollen. Auch die Nebendarsteller sind grosse Nummern: Dank Jon Hamm, Kieran Culkin, Brendan Fraser und David Harbour trumpft «No Sudden Move» früh mit Starpower auf. Es gibt noch ein paar andere prominente Gastauftritte, doch ich will an dieser Stelle nichts verraten.

Und der Inhalt? Hier wird es etwas weniger cool. Der Witz ist da, die sympathischen-bösen Protagonisten auch. Und soziale Themen wie Rassismus und Luftverschmutzung – kombiniert mit starken schauspielerischen Leistungen – sorgen für den nötigen Tiefgang. Doch anders als «Ocean’s Eleven», Soderberghs Gangsterfilm-Punktlandung, überfordert die Story von «No Sudden Move» stellenweise den Zuschauer .

Trailer zu «No Sudden Move»

Das ist natürlich nicht per se schlecht. Doch spätestens im zweiten Akt sind so viele Protagonisten im Spiel, dass es schwerfällt, den Überblick zu behalten. Mir ging es wie den beiden beiden Hauptfiguren: ich war verwirrt. Das dämpft die Spannung und sorgt für Kopfzerbrechen. Drehbuchautor Ed Solomon hätte sich hier ein Stück einfacher halten sollen. Schlussendlich schafft es der Filmemacher aber, die teils irrwitzigen Handlungsstränge mehr oder weniger plausibel aufzulösen.

Gewiss: mit Soderberghs Meisterwerk «Ocean’s Eleven» kann «No Sudden Move» nicht mithalten. Dazu ist die Story zu überladen. Und trotzdem bleibt ein positiver Gesamteindruck. Denn alle anderen Zutaten für einen stilvollen Gangsterfilm sind da: trockener Humor, starker Cast und toller Soundtrack. 115 Minuten kann man freilich langweiliger und stilloser verbringen.

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