Netflix, Amazon Prime & Disney+: Film-Highlights im Mai

Du kannst dich trotz gigantischer Auswahl auf Netflix, Amazon Prime und Disney+ nicht für einen Film entscheiden? In dem Fall bist du hier richtig. FilmKult.ch präsentiert monatlich von Menschenhand kuratierte Werke fernab von aktuellen, aber mittelmässigen Eigenproduktionen. Die Liste beinhaltet nur Filme, die neu in der Schweiz auf den Streaming-Plattformen erhältlich sind. Die meisten sind auch in Deutschland und Österreich verfügbar.

Neue Filme auf Netflix

Steve Jobs (2015) erzählt in drei Akten aus dem Leben des Apple-Gründers. Mit Michael Fassbender und Kate Winslet. Regie: Danny Boyle. Genre: Drama, Biografie.

Warum sehenswert? Der britische Filmemacher Boyle porträtiert das Tech-Wunderkind Jobs urteilsfrei, aber mit messerscharfer Präzision. Feingeschliffene Dialoge aus der Feder von Aaron Sorkin und ein talentierter Cast heben «Steve Jobs» vom Einheitsbrei der Film-Biografien ab.

Neu auf Netflix: Steve Jobs.

Pain & Gain (2013) erzählt die Geschichte von drei einfachen Bodybuildern, die auf die schiefe Bahn geraten. Mit Mark Wahlberg, Dwayne Johnson und Anthony Mackie. Regie: Michael Bay. Genre: Action, Biografie, Komödie.

Warum sehenswert? Das Herzensprojekt des umstrittenen Action-Regisseurs Bay erfreut mit dunklem Humor, einer absurden Story und einer Prise Gesellschafts- und Kapitalismuskritik. «Pain & Gain» ist zwar weit von einem Meisterwerk entfernt. Wenn Bays schriller Genre-Mix aber funktioniert, dann absolut hervorragend.

Tár (2022) stellt eine rücksichtslose Dirigentin ins Zentrum, die sich kein Fehlverhalten bewusst ist. Mit Cate Blanchett und Nina Hoss. Regie und Drehbuch: Todd Field. Genre: Drama, Musikfilm.

Warum sehenswert? Mit «Tár» hat der Autorenfilmer Field einen der intelligentesten filmischen Beiträge zum Thema «Cancel Culture» abgeliefert. Intensives Kino, das an den Nerven zehrt und zum Nachdenken anregt. Stark inszeniert und mit einer absolut grandiosen Hauptdarstellerin. Nominiert für sechs Oscars.

Tar (Cate Blanchet) dirigiert. Jetzt streamen auf Netflix
Cate Blancet dirigiert neu auf Netflix.

Knock at the Cabin (2023) handelt von Einbrechern, die die Welt retten wollen. Oder doch nicht? Mit Dave Bautista und Jonathan Groff. Drehbuch und Regie: M. Night Shyamalan. Genre: Horror, Mystery, Thriller.

Warum sehenswert? Wackelkandidat M. Night Shyamalan präsentiert sich hier mal wieder von seiner guten Seite. «Knock at the Cabin» ist apokalyptisches, spannungsgeladenes Mystery-Kino mit Herz. Besonders Ex-Wrestler Bautista gefällt in der Rolle des sanften Riesen. Trotz religiöser Motive weder altbacken noch konservativ.

Ad Astra (2019) schickt einen eigenwilligen Astronauten auf den Mars, der dort nach seinem Vater sucht. Mit Brad Pitt und Tommy Lee Jones. Drehbuch und Regie: James Gray. Genre: Abenteuer, Drama, Mystery.

Warum sehenswert? Der einstige Indie-Liebling Gray erzählt mit seinem Blockbuster-Experiment 56 Millionen Kilometer von der Erde entfernt eine Geschichte übers Menschsein. Philosophisches Science-Fiction-Kino mit spektakulären Bildern. Mal gespenstisch schön, mal bedrückend düster. Eine Wohltat für Fans von «2001: Odyssee im Weltraum».

The Raid (2012) erzählt von einem Polizeieinsatz, der zu einem blutigen Chaos verkommt. Mit Iko Uwais und Ananda George. Drehbuch und Regie: Gareth Evans. Genre: Action, Krimi, Thriller.

Warum sehenswert? Der Brite Evans hat mit «The Raid» nichts weniger als die Blaupause für das moderne Actionkino erstellt. Perfekt choreografierte Kampfsequenzen ohne unnötiges Schnittgemetzel. «John Wick» lässt danken. Aber nichts für Zartbesaitete. Evans Actionthriller ist kompromisslos brutal.

Coole Männer. «Miami Vice» läuft neu auf Netflix.

Miami Vice (2006) handelt von zwei coolen und gut aussehenden Polizisten, die mit eigenen Methoden Miami zu einem besseren Ort machen. Mit Colin Farrell und Jamie Foxx. Drehbuch und Regie: Michael Mann. Genre: Action, Krimi, Drama.

Warum sehenswert? Mann (der unten auf der Liste erneut auftaucht) gehört zu den besten Thriller-Regisseuren seiner Generation. «Miami Vice» – die filmische Neuauflage der gleichnamigen Serie — mag nicht sein bestes Werk sein, aber gewiss sein coolstes. Selbst die einst kritisierten Digitalaufnahmen gehören heute zur Aura des Films.

Neu auf Disney+

All of us Strangers (2023) ist ein einfühlsames Geisterdrama zwischen Leben und Tod. Mit Andrew Scott und Paul Mescal. Regie: Andrew Haigh. Genre: Drama, Fantasy, Liebesfilm.

Warum sehenswert? Eine ganz besondere Erzählung über zweite Chancen und unausgesprochene Gefühle. Magisch ab der ersten Minute. Immer sanft, aber nie kitschig. Mescal spielt stark, Scott absolut grandios. Tränen sind garantiert. Wenn ein Film dieses Jahr bei den Oscars übersehen wurde, dann dieser.

Let It Be (1970) erzählt die Entstehung des Beatles-Klassikers «Let It Be». Mit Ringo, Paul, George und John. Regie: Michael Lindsay-Hogg. Genre: Dokumentarfilm, Musikfilm.

Warum sehenswert? Der Film zum Album «Let It Be» war verflucht. Die Kritiken waren schlecht, selbst die Beatles wollten damit nichts zu tun haben. Über 40 Jahre war das Zeitdokument nicht erhältlich, jetzt nun in 4k. Perfektion sucht man weiterhin vergebens. Doch die wunderschöne Restauration von Peter Jackson lassen jeden Beatles-Fan noch ein letztes Mal in Nostalgie schwelgen.

Die Beatles gibt es bei Disney+. Sie enttäuschen nicht.

Neu bei Amazon Prime Video verfügbar

Tödliche Weihnachten (1996) zeigt eine Hausfrau, die sich plötzlich an ihr früheres Leben als Eliteagentin erinnert. Mit Geena Davis und Samuel L. Jackson. Regie: Renny Harlin. Genre: Action, Krimi, Drama.

Warum sehenswert? Auch Mitte der 90er-Jahre waren Actionhelden meist männlich. Frauen mussten gerettet werden. Drehbuchautor Shane Black, der später den grandiosen «The Nice Guys» erschuf, drehte gekonnt das Klischee um: Davis als knallharte Kämpferin, Jackson als weicher Privatdetektiv. Das ist nicht nur witzig, sondern durchaus feministisch.

Die 12 Geschworenen (1997) spielt im Gerichtssaal, wo sich fast alle Geschworenen einig sind. Nur einer stellt sich quer. Mit Jack Lemmon und George C. Scott. Regie: William Friedkin. Genre: Krimi, Drama.

Warum sehenswert? TV-Remakes sind in der Regel zum Vergessen. Dieses ist anders: nicht nur sass der Exorzist-Macher am Regiepult, auch castete er die Schauspiellegende Jack Lemmon für die Hauptrolle. Gerade in Zeiten, in denen Meinungen als Fakten verkauft werden, ist das mit Vorurteilen gespickte Gerichtsdrama hochrelevant.

Wer «Miami Vice» auf Netflix durch hat, kann bei Amazon «Der Einzelgänger« schauen.

Der Einzelgänger (1981) stellt einen Dieb ins Zentrum, der von einem normalen Leben träumt. Mit James Caan und Tuesday Weld. Regie: Michael Mann. Genre: Action, Krimi, Drama

Warum sehenswert? Manns brillantes Regiedebüt ist eindeutig als kleiner Bruder von «Heat» erkennbar: Mehrschichtige, getriebene Figuren, die sich in einer kalten, lieblosen Welt zurechtfinden müssen. Und dann dieser coole, und doch distanzierte Neo-Noir-Look. Mann war später noch besser, aber nicht viel mehr.

Arrival (2016) handelt von einer Sprachwissenschaftlerin, die mit Ausserirdischen kommuniziert. Mit Amy Adams und Jeremy Renner. Regie: Denis Villeneuve. Genre: Drama, Mystery, Science-Fiction.

Warum sehenswert? Wenn auch nicht sofort erkennbar, ist «Arrival» das bisher optimistischste Werk des Kanadiers Villeneuve. Ein traumhaft schön inszeniertes Plädoyer für mehr Völkerverständigung. Adams zeigt hier ihr ganzes Können. Das überraschende und wundervolle Finale wird für immer in meinem Kopf nachhallen.

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