Monster’s Ball (2001)

Oberflächlich betrachtet gibt es zwei Gründe, warum zwei Menschen zusammenkommen: Entweder weil sie sich wollen oder weil sie sich brauchen. Das erste gibt gute Komödien, dass zweite gute Dramen. «Monster’s Ball» gehört eindeutig in die zweite Kategorie.

Irgendwann in den 90er Jahren: Lawrence (Sean ‘Diddy’ Combs) sitzt in Georgia in der Todeszelle. Warum, weiss der Zuschauer nicht. Ein schlechter Mann sei er, sagt Lawrence über sich. Seine Partnerin Leticia (Halle Berry) besucht ihn, aber nur des gemeinsamen Sohnes wegen. Der scheint sich der fatalen Situation nicht bewusst zu sein.

Ebenfalls in der Todeszelle sind Hank (Billy Bob Thornton) und sein Sohn Sonny (Heath Ledger). Sie warten nicht auf den Monster’s Ball (so nannte man früher die letzte Nacht eines Häftlings vor der Hinrichtung), sondern arbeiten als Wärter. Beide sind unglücklich, aber aus anderen Gründen. Gemeinsam haben sie, dass sie unter dem gleichen Dach leben. Und die selbe Prostituierte buchen.

Der letzte Gang von Lawrence (Sean ‘Diddy’ Combs), begleitet von Sonny (Heath Ledger) und Hank (Billy Bob Thornton).

Unglücklich ist auch Leticia. Die Hinrichtung ist nur eins ihrer Probleme. Ihr Sohn Tyrell ist stark übergewichtig und futtert aus Frust. Geld hat sie keins, ihr Auto ist Schrott. Hier beginnt die eigentliche Geschichte: Durch einen tragischen Zwischenfall lernen sich Hank und Leticia kennen.

Die schwarze Frau und der weisse Mann. «Monster’s Ball» ist kein Drama über Rassismus, auch wenn Hank ein Rassist ist. Der Schweizer Regisseur Marc Forster zeigt mit seinem zweiten Spielfilm, dass Menschen mehr sind als die Schubladen, in die man sie steckt.

«Monster’s Ball» liefert keine unnötigen Erklärungen

Hank und Leticia haben beide Probleme, wenn auch unterschiedliche. Der Gefängniswärter kämpft mit seinem Gewissen und seinem kranken Vater, die einsame Mutter steht ohne Mann vor dem Nichts. Erzwungen ist die Liebesgeschichte dennoch nicht.

Der Film nimmt den Zuschauer nicht an die Hand. Die Handlung ist einfach, unnötige Erklärungen liefert «Monster’s Ball» aber nicht. Das liegt an den Figuren selbst: Leticia und Hank sind auf sich gestellt. Entscheidungen treffen beide alleine.

Die beiden Hauptdarsteller überzeugen. Halle Berry mimt die verzweifelte Mutter perfekt, der Oscar für die beste weibliche Hauptrolle ist verdient. Genau so gut gefällt mir die zurückhaltende Darstellung von Billy Bob Thornton. Die Szene im Auto, wo Hank über seinen Verlust sprechen will, aber die Worte nicht findet, empfand ich als sehr authentisch. Heath Ledger spielt ebenfalls in der Oberliga, selbst an den beiden Rapper Sean ‘Diddy’ Combs und Mos Def gibt es wenig auszusetzen.

«Monster’s Ball» verfügt über eine berüchtigte Sex-Szene, die mir nicht zusagt. Sie ist wichtig für die Figuren, ist aber zu ausschweifend. Damit lenkt der Film davon ab, was er ist: Eine Geschichte über zwei Menschen, die sich mehr brauchen als wollen.

FilmKult-Newsletter

Highlights aus Kino und Streaming. Einmal pro Monat im Postfach.

Wir behandeln deine Daten vertraulich. Mit der Anmeldung akzeptierst du unsere Datenschutzerklärung.