Knock at the Cabin (2023)

Mit «Knock at the Cabin» knüpft M. Night Shyamalan wieder an vergangene Grosstaten an. Das Regie-Wunderkind erzählt eine kleine, aber faszinierende Geschichte mit gigantischen Auswirkungen. Packend inszeniert, kurzweilig und berührend. Dave Bautista als sanftmütiger Riese rundet das Kinoerlebnis perfekt ab.

Die jungen Eltern Eric (Jonathan Groff) und Andrew (Ben Aldridge) sind gemeinsam mit Adoptivtochter Wee (Kristen Cui) für einen Urlaub zu einer abgelegenen Hütte im Wald gefahren. Die Idylle ist nur von kurzer Dauer: vier Unbekannte dringen in das Häuschen ein. Sie wollen die Apokalypse verhindern, erklärt Anführer Leonard (Bautista).

Die Prämisse klingt nach einem B-Movie. Wer sich aber auf den Film einlässt, taucht schnell in eine fantastische Welt voller Staunen und Wunder ein. Shyamalan nimmt seine Figuren ernst und gibt ihnen Raum zur Entfaltung. Das irrwitzige Vorgängerwerk «Old» liess das noch vermissen.

Gefangen: Eric (Jonathan Groff), Anderw (Ben Aldridge) und Wee (Kristen Cui)

Substanz haben nicht nur die Helden. Der Film porträtiert ebenso interessante Antagonisten. Insbesondere der kräftige, aber einfühlsame Leonard lässt den Zuschauer schnell am Gut-Böse-Schema zweifeln. Was, wenn die Eindringlinge mit ihrer apokalyptischen Prophezeiung recht haben?

Kein Shyamalan-Klischee

Shyamalan baut damit gekonnt Spannung auf. Und belohnt schlussendlich mit einem starken Finale, das mit seiner Kraft an die gefeierten Frühwerke «Unbreakable» oder «The Sixth Sense» erinnert – ohne dabei wie ein Abklatsch zu wirken. «Knock at the Cabin» ist klar als Film von Shyamalan erkennbar und doch mutig genug, um nicht ein Klischee zu sein.

Natürlich sind die Eigenheiten des Regie-Wunderkinds vorhanden. Auch mit «Knock at the Cabin» würdigt Shyamalan sein Idol Alfred Hitchcock. Sei es durch einen leichtfüssigen Cameo-Auftritt oder den weltberühmten (und etwas zu oft gesehenen) Vertigo-Effekt. Unbestritten beherrscht der Filmemacher sein Fach: Er setzt auf eine klare, leicht verständliche Bildsprache, starke Nahaufnahmen und spielt meisterhaft mit Licht und Schatten. Das sieht nicht nur gut aus, sondern verschafft dem Film die nötige Atmosphäre.

Apokalyptisch: Trailer zu «Knock at the Cabin»

Der Film spielt mit christlichen Motiven, ohne predigend oder konservativ zu wirken. Shyamalan hat sein Script, das lose auf einem Roman von Paul Tremblay basiert, in der Realität geerdet und konzentriert sich auf Themen wie Homophobie, Selbsttäuschung und Vergebung. Wer tiefer gräbt, findet gar eine Allegorie zur Klimakrise. Unabhängig der Interpretation ist «Knock at the Cabin» ein fesselndes, stimmiges und berührendes Kinoerlebnis.

In Zeiten von immer längeren Blockbuster-Epen gefällt der Film zudem mit einer erfrischend kurzen Spielzeit. Wem das Ganze zu abgedreht wird, kann sich immer noch an dem starken Schauspiel erfreuen. Besonders der kräftige Ex-Wrestler Bautista überzeugt mit einer ebenso warmen wie eindringlichen Performance. Shyamalan ist mit «Knock at the Cabin» nicht ganz in Höchstform, liefert aber einer seiner besten Filme seit Jahren.

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