Kinds of Kindness (2024)

Die Zeit der Oscar-Filme scheint vorerst vorbei. Yorgos Lanthimos kehrt mit «Kinds of Kindness» zu seinen Wurzeln zurück. Sein jüngster Wurf ist sperrig, absurd und saukomisch. Nichts für die breite Masse. Für Fans des griechischen Regietalents jedoch ein Muss.

Der Film erzählt gleich drei Geschichten. Von einem Angestellten, der keine Entscheidungen treffen darf. Von einem Polizisten, dessen Frau verschwunden ist. Und von zwei Mitgliedern einer Sex-Sekte, die nach einer auserwählten Frau suchen.

Lanthimos hat jede Episode mit denselben Schauspielern inszeniert. Die Hauptrollen übernehmen jeweils Emma Stone, Jesse Plemons und Willem Dafoe. Ein starker Cast. «Kinds of Kindness» zeigt schön die Bandbreite dieser Ausnahmetalente.

Harmonie sucht man «Kinds of Kindness» vergeblich.

Die Geschichten sind absurd und mit trockenem, teils tiefschwarzem Humor angereichert. Die kaltherzigen Dialoge kratzen oft an der Grenze der Glaubwürdigkeit. Etwa dann, wenn Plemons Figur einer älteren Sekretärin unaufgefordert erzählt, weshalb er und seine Frau keine Kinder bekommen können. Komisch, unangenehm und verstörend. Genau das, wofür Fans und Kritiker Lanthimos schätzen.

Kein neues «Poor Things»

«Kinds of Kindness» ist für den Griechen eine Rückbesinnung zu den abwegigen, sperrigen Werke «Dogtooth», «The Lobster» und «The Killing of a Sacred Deer». Und keine Fortsetzung des wundervoll-schrägen, aber sehr direkten Oscar-Abräumers «Poor Things». Wer nur letzteren Film kennt und mochte, sollte Lanthimos› neustem Werk jedoch unbedingt eine Chance geben.

Inhaltlich verbunden sind die Episoden nicht, sie werden nur von einer einzelnen wiederkehrenden Nebenfigur zusammengehalten. Stärker ist hingegen die thematische Verknüpfung. Der griechische Filmemacher und sein langjähriger Co-Autor Efthimis Filippou werfen in jeder Geschichte die Frage auf, ob der freie Wille tatsächlich existiert.

Trailer zu «Kinds of Kindness»

Die Antwort liefern sie – wie bereits in früheren Werken – überspitzt und mit einer gehörigen Portion Zynismus. Auf eine vertiefte Analyse verzichte ich an dieser Stelle. Diese Kritik bleibt spoilerfrei. So viel sei verraten: nirgendwo ist die Abwesenheit des freien Willens so offensichtlich wie in der ersten Geschichte über eine unnatürlich enge Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Mit einer Spieldauer von 164 Minuten ist «Kinds of Kindness» derzeit Lanthimos› längster Film. Während die ersten beiden Episoden schnell vorankommen, zeigen sich bei der letzten Erzählung kleine Längen. Das herrlich schräge Kinoerlebnis trübt dieser kleine Kritikpunkt jedoch nicht.

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