John Wick: Kapitel 4 (2023)

Richtig gutes Actionkino ist aufwendig. Die Mühe zahlt sich aus, wie «John Wick: Kapitel 4» beweist. Zum vierten Mal liefert Filmemacher Chad Stahelski atemberaubende Kampfchoreografien, dichte Neo-Noir-Atmosphäre und bissige Dialoge. Inhaltlich dünn, aber stets unterhaltsam.

Die mächtige Verbrecherorganisation «Hohe Kammer» hat das Kopfgeld auf John Wick (Keanu Reeves) erhöht. Und der Preis steigt weiter. Der gnadenlose Gangster-Boss Marquis de Gramont (Bill Skarsgård) will den charismatischen Auftragskiller um jeden Preis tot sehen. Es folgt eine spektakuläre Jagd über drei Kontinente.

«John Wick: Kapitel 4» ist eine typische Fortsetzung. Die Grundformel bleibt unverändert, aber mit mehr Zutaten. Mehr Action, mehr Spielzeit, irrere Stunts, mehr Drehorte. Letztere lassen James-Bond-Stimmung aufkommen, führt die Reise dieses Mal doch neben New York nach Osaka, Berlin und Paris.

John Wick Chapter 4 Bill Skarsgård Donnie Yen
Nicht nett: Donnie Yen, Bill Skarsgård und Marko Zaror.

Verglichen mit John Wick sind die Abenteuer des britischen Geheimagenten beinahe geerdet. Im Sekundentakt legt Wick seine Gegner um. Und weil die Fortsetzung eben mehr bieten muss, liess sich Stahelski ein paar neue Wege einfallen, mit denen der Antiheld seine Feinde platt machen kann. Einmal reicht sogar eine Pokerkarte.

«John Wick: Kapitel 4»: Überdreht wie eine Comicverfilmung

So überdreht die Gewalt, so überdreht die Figuren. Wicks diabolische Gegenspieler lassen sich alle auf eine einzige Eigenschaft reduzieren: der blinde Kämpfer, der irre Asthmatiker und der ruhige Einzelgänger. «John Wick: Kapitel 4» erinnert weniger an bombastische Thriller als an düstere Comics. Das entschärft die Gewaltorgie auf der Leinwand deutlich.

Regiesseur Stahelski hat vor fast zehn Jahren das Actionkino neu definiert. Nachdem 2002 die «Bourne Identität» mit rasanten Schnitten das Genre in neue Sphären hievte, versuchte jeder Filmemacher mit derselben Methode dem Publikum den Puls hochzujagen. Das Resultat waren oft Kopfschmerzen und Orientierungslosigkeit.

Yeah: Trailer zu «John Wick: Kapitel 4»

Auch «John Wick: Kapitel 4» bildet zu diesen Filmen ein Gegenpol. Stahelski inszeniert seine Action ruhig, aber immer spektakulär. Die lange Drohnenaufnahme in einem Pariser Apartment ist eine wunderbare Ode an Filmlegende Brian de Palma, aber auch Inbegriff eines modernen Actionkinos, das neue Technologien nicht scheut.

Eine Kunst für sich sind die Kampfchoreographien: sie packen den Zuschauer wie einstudierte Tanzeinlagen. Hut ab vor Keanu Reeves, der mit fast 60 Jahren die meisten Stunts selbst macht.

Bei der atemberaubenden Action muss die Story hinten anstehen. Ärgerlich, werden einige Handlungsstränge nicht zu Ende geführt. Das mag aus Sicht des Studios stimmen, so ist Platz für eine Fortsetzung oder ein Spin-off. Zum Tenor des Films will das aber nicht passen.

Auch beim vierten Anlauf bleibt «John Wick» inhaltlich dünn. Wut und Freiheitsdrang müssen als Motivation ausreichen. Zwar versucht sich der Film an existenziellen Themen, schafft es aber selten über den Tiefgang eines Glückskekses hinaus. Doch was erwartet man nach drei Teilen mit 306 Todesopfern?

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