Christopher Landon hat es wieder getan. Der Filmemacher klaut erneut eine erfolgreiche Komödien-Formel und stülpt sie einem Horrorfilm über. Nach «Und täglich grüsst das Murmeltier» – und dem daraus resultierenden, irrwitzigen «Happy Deathday» – ist jetzt der Klassiker «Freaky Friday» dran.
Wie das Original dreht sich auch «Freaky» um einen Rollentausch. Doch statt Mutter und Tochter tauschen die Schülerin Millie (Kathryn Newton) und der Serienmörder Butcher (Vince Vaughn) unfreiwillig ihre Körper. Schuld ist ein uralter Fluch. Während Millie versucht, den Zauber rückgängig zu machen, treibt Butcher in ihrem Körper an der Highschool sein Unwesen.
Als Slasher-Streifen Mitte der 90er ihr Revival feierten, war Regisseur und Drehbuchautor Landon knapp volljährig. Das merkt man «Freaky» an. Der Film schielt stark zu den Horror-Filmen dieses Jahrzehnts. Das zeigt sich in der Handlung – Serienmörder jagt Schüler – aber auch an der knalligen Optik.
Dazu kommen Einflüsse von Filmen, welche wiederum die Streifen der 90er inspiriert haben. Offensichtlich sind etwa die Anspielungen an «Halloween» und «Freitag der 13.» Und eben: der mehrmals neuinterpretierte Komödien-Klassiker «Freaky Friday».
«Freaky» ist mehr Komödie als Horrorfilm
Auch wenn – vom Grundkonzept abgesehen – primär Horrorfilme für «Freaky» Pate standen, stellt Landon Humor über Horror. Gewalt, Innereien und Kunstblut gibt es dennoch. Doch diese Szenen sind oft so überdreht, dass sie ihren Schrecken verlieren.
Ich hatte einen Mordsspass. Der Zweimeter-Hüne Vaughn spielt die schüchterne Schülerin grossartig. Das beginnt mit einem Cheerleader-Tanz und endet mit einer höchst unangenehmen Kussszene. Man merkt Vaughn an, dass er Freude am Dreh hatte.
Natürlich ist «Freaky» absolut lächerlich. Das ist Filmemacher Landon aber jederzeit bewusst. Er versucht nicht, irgendwelchen Tiefgang zu suggerieren. Sein Film soll unterhalten, mehr nicht. Gewiss gibt es ein paar schöne Momente. Etwa dann, wenn Millie – im Köper des Serienmörders – ihrer Mutter ihre Gefühlswelt offenbart. Doch solche Szenen sind rar.
Mehr Substanz wäre allerdings wünschenswert. Die Schüler sind nett und witzig, aber uninspiriert und austauschbar. Auch Serienmörder Butcher – was für ein unkreativer Name – hätte etwas Kontur gutgetan.
Die Kritik gilt auch für die Story selbst. Landon übernimmt etwas zu viele Klischees aus Horror und Komödie und setzt zu wenig auf eigene Ideen. Das macht den Film vorhersehbar und dämpft die Spannung.
Allem verschenkten Potenzial zum Trotz: «Freaky» ist grosses Unterhaltungskino. Das liegt nicht nur an einer irrwitzigen Geschichte, sondern auch an einem absolut grossartigen Vince Vaughn. Schon seinetwegen lohnt sich der Kinobesuch.