Fear Street (2021)

Ich kann mich gut erinnern, wie ich als Teenager Fear-Street-Romane verschlungen habe. Details sind mir entfallen. Nur so viel weiss ich noch heute: gepackt haben sie mich immer.

Eigentlich hätte «Fear Street» letztes Jahr auf die Grossleinwand kommen sollen. Dann kam Corona. Netflix hat darauf das Projekt übernommen und die drei Filme über den Juli verteilt veröffentlicht. Den Anfang machte «Fear Street: 1994», dann kam «Fear Street: 1978» gefolgt von «Fear Street: 1666».

Wie die Titel suggerieren, hängen die drei Filme zusammen. Regie führte in allen Teilen die US-Amerikanerin Leigh Janiak, welche die Drehbücher mitverfasst hat. Die drei Geschichten sind inspiriert von den Jugendromanen von R.L. Stine, allerdings ohne darauf zu basieren.

Der zweite Teil überzeugt mit schönem Retro-Look.

Darum gehts: In der Kleinstadt Shadyside ermordet ein junger Mann seine Kollegin. Noch am Tatort erschiesst ihn ein Polizist. Ruhe kehrt nicht ein: Die Schülerinnen Deena (Kiana Madeira) und ihre Freundin Samantha (Olivia Scott Welch) müssen bald feststellen, dass der totgeglaubte Täter weiter sein Unwesen treibt.

Bereits der Soundtrack überzeugt

Aussergewöhnlich brutale Morde gibt es in Shadyside immer wieder. «Fear Street: 1978» erzählt von einem Killer, der Teenager während einer Sommernacht mit einer Axt jagt. «Fear Street: 1666» geht dann den Ursprüngen des Grauens auf den Grund.

Die drei Filme haben alle einen eigenen Look, der dem jeweiligen Zeitgeist entspricht. Der erste Teil spielt Mitte der 90er Jahre, entsprechend knallig sind die Farben. Passend dazu der Soundtrack mit Songs von The Prodigy, Bush und Garbage. Dass manche Titel nicht erst nach 1994 veröffentlicht wurden, verzeihe ich an dieser Stelle.

Das gleiche Konzept bei «Fear Street: 1978». Statt Nirvana tönt David Bowie aus den Lautsprechern. Und die kontrastreichen Neo-Farben weichen sanftem Gelb und Orange. Der dritte Teil ist dunkler gehalten. Dass Popmusik fehlt, erklärt sich von selbst. Toll ist der Soundtrack dennoch.

1666 wütet der Mob.

Die Trilogie steckt voller Hommagen an klassische Teenie-Horrorfilme, besonders während den ersten beiden Teilen. Parallelen zu «Scream», «Halloween» und «Freitag der 13.» sind offensichtlich. Das zeigt sich durch die Figuren – der Axt-Killer erinnert an Jason – aber auch in der Handlung. Sex ist ein Todesurteil – typisch für Slasher der 70er und 80er Jahre. Gleichzeitig zollen die Filme mit kleinen Details auch den Fear-Street-Büchern Tribut.

«Fear Street» macht Laune

Ich hatte nicht viel erwartet. Umso mehr war ich von der Qualität der Trilogie überrascht. Nicht nur technisch – passend rasante Schnitte, ausgezeichnete Musik und starke Bilder – auch die Story fesselt. Die Figuren sind Horrorfilm-typisch nicht auf Linklater-Niveau, dennoch liebenswert und glaubwürdig. Das gilt für alle Teile, wobei mir die Protagonisten des ersten Films am meisten zusagen.

Die Handlung klingt im ersten Moment etwas beliebig – Stadt mit Serienmörder-Fluch – nimmt aber immer wieder überraschende Wendungen. Das ist insbesondere im zweiten Teil wichtig, da Protagonisten und Zuschauer bereits während des ersten Teils der Filmtrilogie herausfinden, was 1978 geschehen ist.

Das dritte Kapitel nimmt zu Beginn das Tempo zurück. Das passt nicht ganz in die Filmreihe, funktioniert mit etwas Geduld dennoch. In meinen Augen ist «Fear Street: 1666» der schwächste Teil. Die Neuzeit-Story ist für die Handlung wichtig, wirkt aber in der Teenie-Saga etwas fehl am Platz. Und anders als in den ersten Teilen ist Humor rar. Ein toller dritter Akt – und damit Ende der Filmreihe – stimmt mich trotzdem positiv. 

Gruselig: Trailer zu «Fear Street»

Das Schauspiel gefällt. Wobei vor allem die Darstellerinnen auffallen. Kiana Madeira und Olivia Scott Welch geben ein tolles Paar ab. Überstrahlt werden beide von der talentierten Sadie Sink, die in «Fear Street: 1978» die aufmüpfige Ziggy Berman spielt.

Manche bezeichnen die Trilogie bereits als «Scream» der TikTok-Generation. Dem kann ich bedingt zustimmen. Die Höhen von «Scream» erreichen die Jugendroman-Verfilmungen nicht. Glücklicherweise auch nicht die Tiefen. So bleiben die drei «Fear Street»-Filme perfekter Netflix-Horror: schnell, blutig, schick und zeitgemäss. Hoffen wir, dass kein uninspiriertes Spin-Off die Trilogie abwertet.

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