Falsches Spiel mit Roger Rabbit (1988)

Es ist an der Zeit, mal wieder dem Wort «Kult» in FilmKult gerecht zu werden. Also schreibe ich über «Falsches Spiel mit Roger Rabbit» von Blockbuster-Meister Robert Zemeckis. Eine fantastische Krimikomödie, die heute auf dem LCD-Bildschirm genau so fasziniert wie vor über 30 Jahren auf der Grossleinwand.

Im Los Angeles der 50er Jahre leben Menschen mit Cartoon-Figuren – «Toons» genannt – zusammen. Zeichner braucht Hollywood darum nicht. Regisseure nehmen Cartoon-Streifen wie gewöhnliche Spielfilme auf – einfach mit einem «Toon» in der Hauptrolle.

Star der Branche ist der überdrehte, hochemotionale, aber liebenswürdige Comic-Hase Roger Rabbit. Dessen Leben gerät aus den Fugen als ihm ein Mord angehängt wird. Ausgerechnet der Privatschnüffler Eddie Valiant (Bob Hoskins), der Zeichentrick-Figuren nicht ausstehen kann, ist seine letzte Chance.

Mag Roger Rabbit nicht: Richter Doom (Christopher Lloyd)

«Falsches Spiel mit Roger Rabbit» ist eine Mischung aus Spiel- und Zeichentrickfilm. Was in der Theorie nach einem Fiasko klingt, funktioniert in der Realität (zumindest in diesem Fall) hervorragend. Schauspieler und «Toons» interagieren als wäre es das Natürlichste der Welt. 

«Falsches Spiel mit Roger Rabbit» macht auf Film Noir

Wahrscheinlich versetzen die Effekte die Tiktok-Generation nicht in Staunen. Doch hinter Zemeckis Film steckt viel Schweiss und harte Arbeit. Kein einziges Frame wurde am Computer animiert. Erst drehte der Regisseur den Film mit den Schauspielern, dann fügten Disney-Zeichner die Cartoon-Figuren ein. Bild für Bild. So überrascht es kaum, war «Falsches Spiel mit Roger Rabbit» mit einem Budget von 70 Millionen Dollar (nicht inflationsbereinigt) der teuerste Film der 80er Jahre.

Abgesehen von der wunderbaren Verschmelzung von Comic- und Spielfilmwelt überzeugt Zemeckis Werk auch inhaltlich. Denn aller kindlicher Ideen zum Trotz ist der Film im Kern erwachsen. Ein problembehafteter Detektiv, eine faszinierende Femme fatale und ein Hauch Sozialkritik – die Krimikomödie hat viele Elemente des Film Noir. Angereichert mit melancholischem Saxofon-Score und trockenhumorigen Sprüchen werden Erinnerungen an Roman Polanskis Noir-Meisterwerk «Chinatown» wach.

Entsprechend wird es stellenweise düster – trotz fröhlichem Comic-Hasen in der Hauptrolle. Wenn Richter Doom (dämonisch-brillant: Christopher Lloyd) demonstriert, wie er die scheinbar unzerstörbaren «Toons» töten kann, ist «Falsches Spiel mit Roger Rabbit» überraschend grausam.

Doch das ist die Ausnahme. Meistens ist Zemeckis Werk eine überdrehte Komödie. Clever-witzig und mit liebevollen Referenzen an die grosse Filmwelt. Die Macher spielen nicht nur auf Noir-Klassiker an, sondern ehren auch die Cartoon-Welt. Selbst Bugs Bunny, Dumbo und Mickey Mouse haben Gastauftritte. Zum ersten und bisher einzigen Mal sind Warner- und Disney-Figuren gemeinsam auf der Leinwand zu sehen. Damit wird die Komödie, die so viele Filme referenziert, selbst ein Teil der Filmgeschichte.

Dank seiner unglaublichen Machart, liebenswerten Figuren und einer irrwitzigen Story bleibt «Falsches Spiel mit Roger Rabbit» hängen. Der kuriose Mix erinnert in Zeiten von nicht enden wollenden Superhelden-Franchisen daran, wie wertvoll frische Ideen sein können.

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