Elemental (2023)

Auch wenn «Elemental» eine komplett eigene Welt erschafft, fokussiert sich der jüngste Pixar-Film auf das Wesentliche. Mit viel Herz und einer Prise Politik erzählt die Disney-Tochter eine kleine Liebesgeschichte zweier Gegensätze. Von vergangenen Meisterwerken ist das Studio mittlerweile aber weit entfernt. Ein Kinobesuch kann sich trotzdem lohnen.

In Element City leben alle Elemente zusammen. Während Luft- Wasser- und Erdmenschen in schönen Häusern wohnen, lebt die Feuergemeinde in improvisierten Bauten am Stadtrand. Und es kommt, wie es kommen muss: Feuermädchen Ember (gesprochen von Leah Lewis) verliebt sich in den tolpatschigen Wassermenschen Wade (Mamoudou Athie). Ob das gut geht?

Anders als bei älteren Pixar-Werken ist bei «Elemental» der politische Kontext unverschleiert. Die Geschichte behandelt offen Themen wie Ungleichheit, Migration und Vorurteile – alles schön kinderfreundlich verpackt. Ein mutiger Schritt für ein Unternehmen, das derzeit in der überdrehten «Woke»-Debatte permanent Zielscheibe republikanischer Politiker ist. Für diese Standhaftigkeit gebührt dem umstrittenen Disney-Chef Bob Iger Lob.

Familie Feuer: Vater und Tochter.

Viele politische Themen werden allerdings nur gestreift. Deutlich setzen sich Regisseur Peter Sohn und seine Mitstreiter aber mit Migration auseinander. Die Feuermenschen, welche ihre Heimat auf Hoffnung auf ein besseres Leben verlassen haben, sind in Element City Aussenseiter. Ohne fremde Hilfe haben sich Embers Eltern eine neue Existenz aufgebaut. Ihr ganzer Stolz ist ein kleiner Laden, den dereinst die Tochter übernehmen soll. Doch diese – aufgewachsen im friedlichen Element City – hat eine ganz andere Vorstellung vom Leben als Mama und Papa.

«Elemental» stellt Migration in den Vordergrund

In solchen Momenten ist der Pixar-Film besonders stark. Anders als der letztjährige «Rot», welcher auch die Geschichte einer Einwandererfamilie erzählte, gewichtet «Elemental» die Migrationsthemen höher und behandelt sie sorgfältiger. Diese Sorgfalt kennt man aus Pixar-Perlen wie «Wall-E» oder «Ratatouille». Das gefällt.

Über die ganze Geschichte lässt sich das hingegen nicht sagen. Statt auf Mut setzt die Disney-Tochter auf Sicherheit. Die Erzählung ist einfach und berechenbar. Überraschungen bleiben aus. Auch an den Figuren hätten die Filmemacher länger feilen können. Selbst die beiden Hauptprotagonisten wirken eindimensional. Das reicht für einen schönen Kinobesuch, doch lange dürfte die Liebesgeschichte zwischen Feuer und Wasser nicht in Erinnerung bleiben.

Süss: Trailer zu «Elemental».

Schade, denn visuell ist «Elemental» berauschend. Man möchte in die Welt der Elemente abtauchen. Und die knallbunte Verbeugung vor Kubricks Science-Fiction-Meisterwerk «2001: Odyssee im Weltraum» ist nicht nur ein cooles Easter Egg für Filmfans, sondern sieht auch fantastisch aus. Pixar weiss nach wie vor, wie ein Animationsfilm auszusehen hat – auch wenn hier richtige Innovationen fehlen.

Wäre der Film von einem anderen Studio, wäre das Fazit positiver. Gewiss: «Elemental» ist ein schöner Animationsfilm mit wichtigen Botschaften, perfekt für einen Kinonachmittag mit der ganzen Familie. Doch Pixar stand einst für mehr als nur gute Unterhaltung. Jede Veröffentlichung war ein Ereignis, jeder Film für die Ewigkeit. Diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Schade.

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