Dune (2021)

David Lynch ist an «Dune» grandios gescheitert. Fast vier Jahrzehnte später nimmt sich mit Denis Villeneuve erneut einer der besten Filmemacher seiner Generation dem Stoff an. Und dieses Mal ist das Resultat absolut sehenswert.

Das Science-Fiction-Epos spielt in einer fernen Zukunft. Die Zeiten der Hochtechnologisierung sind vorbei, die Menschheit hat das Universum kolonialisiert. Herzog Leto Atreides übernimmt die Verwaltung des Wüstenplaneten Arrakis. Keine einfache Aufgabe. «Dune» handelt von Bestimmung, Glauben, Macht, Unterdrückung und Verrat. Und 400 Meter langen Riesenwürmern im Sand.

Autor Frank Herbert hat mit seinen Romanen ein hochkomplexes Universum geschaffen, das nicht schnell greifbar ist. Villeneuve hat sich darum entschieden, nur die Hälfte des ersten Buches in den Film zu packen. Das Resultat sind trotzdem stolze 155 Minuten Spielzeit. Und viel Exposition bis weit ins letzte Drittel. 

Ein Jahr haben die Filmemacher am Design der Sandwürmer gearbeitet.

Übertrieben hat es der Kanadier damit nicht. Anders als Lynch nimmt er sich Zeit, Welten und Figuren aufzuzeigen. So kann er auch Zuschauer abholen, die die Buchvorlagen nicht kennen. Vorausgesetzt, sie lassen sich auf die anspruchsvolle Materie ein.

«Dune» ist technisch perfekt

Dafür spricht viel. Optisch ist «Dune» eine Wucht. Regisseur Villeneuve und Kameramann Greig Fraser liefern grandiose Arbeit ab. Ihre Bilder sind ruhig und fokussiert, düster aber kontrastreich und mit vielen liebevollen Details abgerundet.

Sinnbildlich für diese Perfektion ist das Design der Sandwürmer. Ein Jahr tüftelten die Filmemacher, bis sie zufrieden waren. Es lohnt sich darum, «Dune» auf der grösstmöglichen Leinwand anzuschauen.

Auf gleichem Niveau ist die Musik. Branchen-Legende Hans Zimmer – wie Villeneuve ebenfalls ein Liebhaber der Buchvorlage — hat einen schlicht epischen Soundtrack komponiert. Seine Orchester-Arrangements – manchmal angereichert mit inbrünstigen Frauen-Schreien – heben die Intensität des Films auf eine neue Stufe.

Selbst die Nebenrollen sind hochkarätig besetzt.

Und dann der Cast. «Dune» ist zwar kein Ensemblestück, da sich die Geschichte primär um den Erben Paul Atreides (Timothée Chalamet) dreht. Doch mit Oscar Isaac, Rebecca Ferguson, Stellan Skarsgård, Jason Momoa, Josh Brolin, Javier Bardem und Charlotte Rampling ist der Film selbst in den Nebenrollen hochkarätig besetzt. Chalamet und Ferguson stechen heraus, beide liefern eine der besten Performance ihrer Karriere ab.

Manchmal zu episch

Dass Villeneuve Science Fiction kann, hat er mit dem bildgewaltigen «Blade Runner 2049» und dem philosophischen «Arrival» bewiesen. Sein Herzensprojekt «Dune» kann aber nicht ganz mit den beiden Meisterwerken mithalten.

Der Filmemacher beherrscht sein Handwerk.

Das liegt einerseits am Script. Anders als die Buchvorlage malt der Film schwarzweiss. Gut ist gut, böse ist böse. Und trotz langer Spieldauer und obwohl Villeneuve nur die Hälfte des Buches verfilmt hat, sind manche Figuren eindimensional – insbesondere die Antagonisten.

Andererseits trägt der Film stellenweise zu dick auf. Die opulente Musik, die epischen Bilder und das intensive Schauspiel: auf Grosses folgt Riesiges, Verschnaufpausen gibt es kaum. Ab und zu etwas Zurückhaltung hätte «Dune» gutgetan.

Gewiss gibt es viele Zuschauer, die diese Epik lieben. Fans von «Star Wars», «Lord of the Rings» und «Game of Thrones» kann ich «Dune» uneingeschränkt empfehlen. Auch wer es lieber eine Stufe kleiner mag, sollte Villeneuves neustem Werk eine Chance geben. Denn so beeindruckend war Kino schon lange nicht mehr.

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