Das Versprechen (2001)

«Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat.» – Friedrich Dürrenmatt.

Dass Schauspieler Sean Penn auch hinter der Kamera sein Handwerk beherrscht, wissen Kinogänger spätestens seit «Into the Wild» von 2007. Mit «Das Versprechen» hat er sechs Jahre zuvor einen Film abgeliefert, der mindestens so viel Aufmerksamkeit verdient hätte.

Im Mittelpunkt steht Jerry Black (Jack Nicholson), ein Stadt-Polizist aus Nevada, kurz vor seiner Pension. Ausgerechnet während seiner Abschiedsfeier wird ein Mord gemeldet. Black, offiziell noch sechs Stunden angestellt, bricht mit seinen Kollegen auf.

Jerry Black (Jack Nicholson) bitte die Ärztin (Helen Mirren) um Hilfe.

Am Tatort finden sie eine Kinderleiche. Den Mut, die Eltern zu benachrichtigen, kann keiner der anwesenden Polizisten aufbringen. Über den Dilettantismus verärgert übernimmt Black den Job. Im Stall überbringt er den Eltern die traurige Nachricht. Ob er ihr versprechen könne, den Mörder zu finden, fragt ihn die Mutter. Black zögert, willigt dann aber ein.

Wenig später nimmt die Polizei Toby Jay Wadenah (Benicio Del Toro) fest, einen geistig behinderten amerikanischen Ureinwohner. Stan Krolak (Aaron Eckhart), Blacks ambitionierter Nachfolger, leitet das Verhör. Mit massivem Druck holt er schnell ein Geständnis heraus: «Ja, ich habe sie getötet».

«Das Versprechen» ist mehr als ein Krimi

Auf dem Weg in die Zelle überrumpelt Wadenah einen Polizisten, stiehlt dessen Pistole und nimmt sich das Leben. Fall gelöst, Prozess überflüssig. Doch Black glaubt das nicht. Er ermittelt allein weiter.

«Das Versprechen» ist eine Verfilmung des gleichnamigen Kriminalromans aus dem Jahr 1958 von Friedrich Dürrenmatt. Doch das Etikett «Krimi» genügt nicht. Penns dritter Spielfilm ist ebenso ein Drama über einen Mann, der sich nicht von der Arbeitswelt trennen kann.

Black ist kinderlos und zweimal geschieden. Neben seinem Job hat er nichts. Würde er die Ermittlungen einstellen, gäbe er seine Identität auf.

Das führt im dritten Akt zu einem umstrittenen Entscheid, der zwei wichtige Fragen aufwirft: Wie viel Risiko ist gerechtfertigt, um den Fall zu lösen? Und wie berechnend sind Blacks letzte Entscheide wirklich?

Neben Nicholson ist der Film bis in die kleinsten Rollen hochkarätig besetzt. Helen Mirren, Harry Dean Stanton und Patricia Clarkson verleihen dem Film zusätzlich Gewicht, obwohl sie nur kurz auf der Leinwand zu sehen sind. Besonders berührt Mickey Rourke als gebrochener Vater eines Mordopfers.

Nicholson überzeugt wie in «The Shining»

Die weibliche Hauptrolle übernimmt Robin Wright. Sie überzeugt ab dem zweiten Akt als problembehaftete, alleinerziehende Mutter. An Nicholson kommt aber niemand vorbei. Er spielt zur Abwechslung keinen aufbrausenden Extrovertierten, sondern einen einsamen, getriebenen Mann. Die Verlegenheit, wenn er das Versprechen abgibt, oder den sinnlosen Wahn am Schluss: Nicholson überzeugt als Jerry Black ebenso wie als Jack Torrance in «Shining».

Lori (Robin Wright) und Jerry Black (Jack Nicholson) verstehen sich gut.

Die Musik stammt von Hans Zimmer, einer der wenigen Komponisten, den die meisten Kinogänger kennen dürften. Anders als in neueren Werken liefert er einen zurückhaltenden, gefühlvollen Soundtrack. Die melancholische Streichermelodie passt perfekt zu den ruralen Bildern des Filmes, untermalt aber ebenso gut des starke Ende.

Penn liefert ganze Arbeit ab. Dem Regisseur gelingt es, echte Emotionen aus seinen Schauspielern rauszuholen. Auch die Drehorte sind stimmig: Die verschneite, kalte Kleinstadt bedrückt; das sonnige, kleine Dorf lässt hoffen. Der Film fesselt, selbst wenn Penn im zweiten Akt das Tempo zurücknimmt.

Schade, dass das «Das Versprechen» teils zu dick aufträgt. Die religiöse Interpretation der Geschehnisse aus dem Off – untermalt mit imposanten Naturaufnahmen – ist nicht nötig. Ebenfalls die dramatische Einblendung der Schlussszene zu Filmbeginn. Zudem ist Del Toro als amerikanischer Ureinwohner schlicht eine Fehlbesetzung.

Das ändert nichts daran: «Das Versprechen» ist ein hervorragender Kriminalfilm mit einer dichten, unvorhersehbaren Geschichte, starken Figuren und überzeugenden Schauspielern.

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