Chihiros Reise ins Zauberland (2001)

Den Zuschauer zu verzaubern versprechen viele Filme. Nur wenige schaffen das so gut wie «Chihiros Reise ins Zauberland» von Hayao Miyazaki. Für zwei Stunden bin ich in eine neue Welt eingetaucht – unberechenbar und wunderschön zugleich.

Der japanische Animationsfilm dreht sich um ein 10-jähriges Mädchen, das mit seinen Eltern in eine neue Stadt zieht. Die Reise verläuft nicht wie geplant, der Vater verfährt sich. Die Familie stösst dabei auf einen geheimnisvollen, heruntergekommenen Vergnügungspark.

Chihiros Reise ins Zauberland
«Chihiros Reise ins Zauberland» lebt von liebevollen Details.

Kein Mensch ist anwesend, dennoch gibt es ein Restaurant, wo frisches Essen aufgetischt ist. Chihiros Eltern stürzen sich umgehend darauf. Währenddessen schlendert das Mädchen weiter und lernt Haku kennen. Der Bube rät Chihiro eindringlich, noch vor der Dunkelheit zurückzukehren.

Dafür ist es schon zu spät. Zurück bei den Eltern muss Chihiro feststellen, dass Mama und Papa jetzt Schweine sind. Es ist der Beginn eines modernen Märchens. Frosch im Bademantel, hüpfende Köpfe und Riesen-Baby inklusive.

«Chihiros Reise ins Zauberland» erschafft eine fantastische Welt und ist gleichzeitig extrem detailversessen. Chihiros Vater fährt zu Beginn des Films für den Kenner klar ersichtlich einen Audi A4, die Marke wird allerdings nie erwähnt. Plötzlich auf Abwegen, beruhigt er seine Familie, das Auto habe ja Allrad-Antrieb – das Markenzeichen des Herstellers.

«Chihiros Reise ins Zauberland» lebt von wunderschönen Details

So ist der ganze Film. Innenräume, Wasser, Himmel und Figuren sind voller wunderbarer Details. Die Bilder sind so schön anzusehen, dass ich stellenweise von den Dialogen abgelenkt war.

Nicht, dass mich die Geschichte nicht gefesselt hätte. Als Chihiro beim Überqueren einer Brücke die Luft anhalten musste, um nicht entdeckt zu werden, machte ich es ihr gleich – bereits nach 18 Minuten. Obwohl ich mit Anime wenig vertraut bin, fiel es mir leicht, mich komplett auf den Film einzulassen.

Die kleine Chihiro ist mir schnell ans Herz gewachsen. Anders als die Erwachsenen im Film ist sie bescheiden, rücksichtsvoll und dankbar. Gier und Rücksichtslosigkeit liegen ihr fern. Schnell dachte ich: Mehr Chihiros bräuchte die Welt.

Japanische Animationsfilme erhalten in der Schweiz viel weniger Aufmerksamkeit als US-Produktionen. Zu Unrecht, wie «Chihiros Reise ins Zauberland» beweist. Und wer immer noch die Nase rümpf, überzeugt vielleicht dies: Bei uns hat Disney den Film vertrieben.

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