Challengers (2024)

In «Challengers» entzieht Luca Guadagnino dem Paarungstanz die Romantik. Keine roten Rosen, keine warmen Worte. Stattdessen präsentiert der italienische Filmemacher das Begehren als endlosen Wettkampf. Hier zählt nicht der Sieg, sondern das Spiel. Eine zynische Sichtweise auf die Liebe? Vielleicht. Aber gewiss grandioses Kino.

Die Geschichte beginnt verkrampft. Tennisprofi Art (Mike Faist) nimmt nach einer Verletzung an einem kleinen Challenger-Turnier teil, um mit ein paar leicht ergatterten Punkten sein Ego aufzubessern. So zumindest hat dies seine Frau und Trainerin Tashi (Zendaya) geplant. Im Finale trifft er aber auf seinen früheren Rivalen Patrick (Josh O’Connor), den er nie schlagen konnte.

Dann springt der Film um 15 Jahre zurück. Art und Patrick, jetzt noch engste Freunde, vergucken sich in die gefeierte Tennis-Newcomerin Tashi. Zwischen den ambitionierten jungen Männern entsteht eine spielerische Rivalität um die Gunst der schönen Sportlerin. Daraus wird bittere Eifersucht, wenn Tashi und Patrick ein Paar werden.

Angespannt: Art (Mike Faist) und Tashi (Zendaya)

Ständig springt «Challengers» in der Zeit umher. Und kehrt so jedes Mal die Dynamik zwischen den Protagonisten aufs Neue um. Grossartig. Als Jugendliche kämpfen Art und Patrick mit spielerischer Leichtigkeit um die Frau ihrer Träume. In der Gegenwart bekämpfen sie sich verbissen auf dem Tennisplatz. Begehren ist stets ihr Antrieb.

«Challengers» erzählt von Begehren und Abhängigkeit

Tashi ist nicht freiwillig Trainerin geworden. Ihre Karriere auf dem Tennisplatz musste sie nach einer schweren Verletzung beenden. Nun will sie durch Art ihre entgangenen Erfolge kompensieren. Für den angeschlagenen Tennisprofi ein kaum erträglicher Druck, obwohl er das nie zugeben würde.

In «Challengers» sind die Figuren voneinander abhängig. Das zeigt sich zuweilen auch weniger toxisch als gerade erwähnt. Etwa dann, wenn Art und Patrick als junges Doppel-Team (man nennt sie Fire and Ice) auf dem Tennisplatz die Konkurrenz in Grund und Boden spielen. Nur gemeinsam sind sie unschlagbar.

Über Herkunft und Interessen der Protagonisten – abgesehen von Tennis und Sex – erzählt das Drehbuch von Newcomer Justin Kuritzkes kaum etwas. Rassismus auf dem Tennisplatz, Arts reiche Familie oder Tashis ehrgeiziger Vater werden nur in Nebensätzen erwähnt.

Trailer zu «Challengers»

«Challengers» konzentriert sich lieber auf seine Kernthemen. Damit ist Guadagninos jüngstes Werk fokussierter als die Vorgängerfilme «Bones and All» und «Suspiria». Zu oft verirren sich diese auf unnötigen Nebenschauplätzen. Bei «Challengers» hingegen erscheint nichts überflüssig. Ein perfektes Spiel.

Die inhaltlichen Einschränkungen ergeben dem Filmemacher anderswo mehr Freiraum. Mit schnellen Schnitten und wilden Kamerafahrten – etwa von der Perspektive des Balls zu einem Overheadshot – raubt Guadagnino seinem Publikum den Atem. Das nervenraubend spannende Tennisspiel wird so zum visuellen Spektakel. Alles im Takt zum pulsierenden Techno-Score von Trent Reznor und Atticus Ross.

Guadagnino hat einen Stoff gefunden, der zu seinem Hang zur Werbeästhetik passt. Kein anderer Filmemacher hätte die drei Hauptdarsteller besser in Szene gesetzt. Ob angespannte Waden, verschwitze Gesichter oder verkrampfte Oberarme: Art und Patrick werden in «Challengers» wie italienische Sportwagen inszeniert. So überzeugend verkauft nicht mal Roger Federer den Tennissport. Game, Set and Match.

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