Booksmart (2019)

«Booksmart» wird gerne als «Superbad» mit Mädchen bezeichnet. Doch damit tut man dem Film Unrecht. Das Regiedebüt von Schauspielerin Olivia Wilde ist mehr als eine gelungene Highschool-Komödie. Der Film hat nicht nur Humor, sondern auch Herz und Verstand.

Der Plot ist simpel: Amy (Kaitlyn Dever) und Molly (Beanie Feldstein, Schwester von Superbad-Hauptdarsteller Jonah Hill) sind seit Kindheit beste Freundinnen – und Vorzeigeschülerinnen. Molly ist Jahrgangssprecherin, beide sind an Elite-Universitäten zugelassen. 

Vollkommen auf ihre Zukunft fokussiert merken die Zwei einen Tag vor Schulabschluss, dass sie das Teenager-Leben verpasst haben. Keine Partys, keine Liebschaften. Ihr Freundeskreis besteht nur aus ihnen beiden. In der letzten Nacht versuchen sie darum, ihre Jugend nachzuholen.

Amy (Kaitlyn Dever) und Molly (Beanie Feldstein) sind keine Partygänger.

Das klingt unterhaltsam – und ist es auch. Der Zuschauer begleitet Amy und Molly durch eine wilde Nacht voller humorvoller und schöner Momente. Anders als in modernen Teenie-Komödien sind die Witze nur selten unter der Gürtellinie – und wenn, dann authentisch.

«Booksmart» lebt von realistischen Figuren

Was Wildes Film von anderen Genre-Vertretern klar abgrenzt, sind die Figuren. Wie im Klassiker «Breakfast Club» sind die Protagonisten nicht lebendige Klischees, sondern echte Menschen mit realen Problemen.

Molly ist wortstark und überzeugend, aber eigentlich wegen ihres Übergewichts unsicher. Amy hat sich früh geoutet, doch Mädchen ansprechen fällt ihr schwer. Das sind typische Teenie-Unsicherheiten. Doch die Filmemacherin geht diese mit einer selten gesehenen Sensibilität an. Simple Lösungen gibt es nicht.

Die bedächtige Figurenzeichnung geht über Amy und Molly hinaus. Einen typischen Antagonisten – ein besonders beliebtes Klischee in Teenie-Filmen– fehlt in «Booksmart» gänzlich. Manche Figuren sind mehr, manche weniger sympathisch. Doch selbst die Deppen erhalten genug Raum, um ihre menschliche Seite zeigen zu können.

Das kann man auch gegen den Film verwenden. Ernsthafte Konflikte fehlen, Wildes Regiedebüt ist herzlich und harmonisch. Damit verspielt «Booksmart» einen Teil des Potenzials.

Wildes Film ist oft wunderbar überdreht. Grossartig, wenn «Booksmart» während eines Drogenrausches der beiden Hauptfiguren kurzzeitig zu einem Animationsfilm wird. Einzig die Auto-Raserei gegen Schluss war für meinen Geschmack zu viel. 

Doch das Positive überwiegt klar. Das Drehbuch ist stark, die Dialoge sind clever und authentisch. Dazu kommt ein toller Cast mit zwei herausragenden Hauptdarstellerinnen. Die Chemie zwischen Kaitlyn Dever und Beanie Feldstein ist schlicht hervorragend. Es dürfte lange gehen, bis eine neue Teenie-Kömodie «Booksmart» das Wasser reichen kann.

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