Beckett (2021)

Irgendwo in einem abgelegenen Dorf in Griechenland wacht Urlauber Beckett (John David Washington) nach einem Autounfall im Krankenhaus auf. Seine Freundin April (Alicia Vikander) sei tot, erklärt ihm ein Polizist. Obwohl «Beckett» bereits nach Filmbeginn die scheinbar schlimmstmögliche Wendung genommen hat, fängt der Albtraum für den Protagonisten jetzt erst an.

In seiner Trauer sucht Beckett den Unfallort auf. Ruhe findet er dort nicht. Stattdessen schiesst eine unbekannte Frau auf ihn. Es ist der Beginn einer Jagd über Berge, durch Dörfer und Städte Nordgriechenlands. Schnell kommen Erinnerungen an Survival-Abenteuerfilme à la «Deliverance» auf. 

Im Kern ist «Beckett» aber ein Thriller. Warum wird der US-Amerikaner gejagt? Und wer will ihn tot sehen? Lange tappen Zuschauer und Protagonist im Dunkeln. Dann ist der Film von Regisseur und Autor Ferdinando Cito Filomarino am besten.


John David Washington vor schöner Kulisse.

Anders als in den meisten modernen Thrillern ist das Setting freundlich. Viel Sonnenschein statt Regen, Licht statt Schatten. Trotzdem erschafft der Filmemacher schnell eine bedrückende Spannung, die über weite Teile bestehen bleibt.

Beckett setzt auf schöne, aber bedrohliche Bilder

«Beckett» spielt während Griechenlands Schuldenkrise. In den Städten wird demonstriert, der schwarze Block zündet Autos an. Die politische Dimension spielt allerdings eine untergeordnete Rolle. Kritik am Spar-Diktat der EU wird angedeutet, eine Position bezieht der Film aber nicht.

Trotz internationalem Cast und einem US-Star in der Hauptrolle ist «Beckett» als europäisch erkennbar. Italiener Filomarino setzt nicht auf Effekthascherei und schafft stattdessen ruhige, aber bedrohliche Bilder. Untermalt werden diese mit minimalistischer Kammermusik oder auch mal nur wirrem Schlagzeugspiel. 

Fehlerfrei ist Filomarinos Spielfilmdebut nicht. Während die Story in den ersten zwei Dritteln plausibel ist, überdreht der Regisseur die Schraube gegen Schluss. Das Finale wirkt übertrieben und passt nicht ganz zum Rest des Films.

Trailer zu «Beckett»

Bei der Figurenzeichnung war Filomarino zu lasch. Protagonist Beckett ist auch nach 110 Filmminuten ungreifbar. Daran kann selbst das harmonische Zusammenspiel zwischen Washington und Vikander zu Beginn nichts ändern. Auch wenn die Schauspieler allesamt gute Arbeit abliefern (Highlight ist Vicky Krieps in der Nebenrolle als Polit-Aktivistin)  – als Drama funktioniert «Beckett» nicht.

Das ist nicht weiter schlimm. Der Mistery-Thriller «Breakdown» von 1997, von dem sich Filomarino offensichtlich hat inspirieren lassen, kämpft mit den praktisch gleichen Problemen. Eine Fangemeinde hat der Film heute trotzdem.

«Beckett» ist weder Oscar-Kandidat, noch gehört er zu den besten Vertretern seines Genres. Dennoch unterhält er den Zuschauer von Beginn bis Schluss. Filomarinos Film ist damit mehr als durchschnittliche Netflix-Kost.

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