Beau Is Afraid (2023)

Verkauft wird der Film als Komödie, doch Wunderkind Ari Aster liefert auch bei seinem dritten Spielfilm alles andere als typische Genrekost: «Beau Is Afraid» überzeugt mit abgründigem Humor, Horrorelementen und Surrealismus. Ein irrer Mix, der den Zuschauer zuweilen vor den Kopf stösst.

Beau (Joaquin Phoenix) lebt allein in einem üblen Stadtquartier in einer heruntergekommenen Wohnung. Nach dem Tod seiner Mutter Mona (Patti LuPone), macht sich der von allerlei Ängsten geplagte Mittvierziger auf den Weg, um ihr seine letzte Ehre zu erweisen. Es ist der Beginn einer kafkaesken Reise.

Beau Is Afraid Nathan Lane Denis Ménochet
Etwas stimmt nicht: Nathan Lane und Denis Ménochet.

Autorenfilmer Aster hat mit «Hereditary» vor fünf Jahren das Horrorgenre wiederbelebt. Sein anspruchsvolles, aber ebenso furchteinflössendes Spielfilmdebüt katapultierte ihn ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Mit dem farbenfrohen, aber abgründigen «Midsommar» stärkte er seine Position. «Beau Is Afraid» ist eine Abkehr vom Horrorfilm, dürfte trotzdem aber viele Zuschauer abschrecken.

Ohne Bezug zur Realität

Das wird bereits in den ersten Minuten klar. Ein Gefühl des Unwohlseins spannt sich über die Leinwand. Schreckliche Ereignisse im Sekundentakt. Aster überspannt den Bogen, sodass «Beau Is Afraid» bald jeglichen Bezug zu unserer Realität verliert. Und das macht er grossartig. Das erste Drittel des Films ist besser als jede Achterbahnfahrt.

Ruhe kehrt auch später nicht ein. Bis ganz zum Schluss führt der Filmemacher das Publikum an der Nase herum. «Beau Is Afraid» birgt Geheimnisse, lädt aber kaum zum Miträtseln ein. Es lohnt sich nicht, denn Aster zündet Nebelpetarde um Nebelpetarde. Wie bei den Filmen von David Lynch ist man vor der Leinwand zum Zuschauen verdammt.

Schräg: Trailer zu «Beau Is Afraid»

Gegen Ende der fast drei Stunden Laufzeit zeigt Asters Werk erste Abnutzungserscheinungen. Die permanente Unwissenheit ermüdet. Und die Reise endet weniger mit einem Paukenschlag, sondern vielmehr mit einer weiteren, unvorhersehbaren Überraschung. Die Stärke des ersten Akts hat der Film dann längst hinter sich gelassen.

Punkten kann «Beau Is Afraid» mit liebevoll umgesetzten Effekten, sauberer Regie und vor allem einem phänomenalen Hauptdarsteller. Die unerträgliche innere Unruhe, mit der Beau über die drei Stunden Laufzeit kämpft, überträgt Phoenix direkt auf den Zuschauer. Sein Schauspiel ist hier – mal wieder – schlicht brillant. Der Kinobesuch lohnt sich schon seinetwegen.

Auch sonst zahlt sich der Eintritt aus. Zumindest für alle, die ein aussergewöhnliches Filmerlebnis suchen. Denn so abgedreht, aber doch so aufwendig inszeniert wie «Beau Is Afraid» ist Kino nur selten. Schön, gibt es noch in Hollywood mutige Manager, die solche Wahnsinnsprojekte durchwinken.

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